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Working Mom geht mir mächtig auf die Nerven!

Alter Schwede, wie geht mir dieser Begriff „Working Mom“ auf die Nerven! Ist eine Mom dann jemand, die nicht workt und wenn Mami sein auch ansatzweise als Job zu bezeichnen ist, muss es dann nicht eher „Double Working Mom“ heißen? „Oh Gott, Sunny, es ist ein Privileg Mutter sein zu dürfen! Das hast du dir doch selber ausgesucht! Das kann man doch nicht als Arbeit bezeichnen!“ Doch kann ich!
Ist es kein Privileg, Vater sein zu dürfen und müssten die, bis aufs Stillen, nicht alles genauso machen können wie wir? Würden wir sie überhaupt lassen oder reißen wir nicht bewußt die Kinder an uns? Hat sich schon mal irgendjemand die Frage gestellt, warum es den Begriff „Working Dad“ nicht gibt? Weil es immer noch ungewöhnlich ist, dass Frau nach dem Kinderkriegen wieder arbeiten will oder muss? Es wird ununterbrochen darüber gelabert, wie wir Frauen Kind und Karriere vereinbaren können. Ich habe selten gehört, dass sich ein Mann überlegt wie er Kind und Karriere vereinbaren kann. Warum? Vielleicht ist Kind und Karriere gar nicht zu vereinbaren, weder für den Mann noch für die Frau und wenn doch, wer bleibt dann unterm Strich auf der Strecke?
Man kann die Kinder doch ganztags in gute Betreuungslager stecken, deren Wärter wir so schlecht bezahlen, dass selbst die froh sind, wenn sie unseren emotionsgestörten Nachwuchs nachmittags wieder los sind. „Quality Time“  ist die Devise. Es ist nicht wichtig, wie viel Zeit du mit deinem Kind verbringst, sondern, dass du qualitativ hochwertige Zeit mit deinem Kind verbringst! Wie hochwertig kann diese Zeit sein, wenn dein Kind bis 17 Uhr in der Betreuung steckt, danach noch Tennis, Reiten und Klavier hat und nachts mindestens acht Stunden Schlaf bekommen soll? Klar genießt jedes Kind diese „Quality Time“, gibt ja auch nicht so viel davon.
Und um nochmal auf die „Working Moms“ zurückzukommen. Sind wir nicht selber schuld an unserer Misere? Trennung, Kind bleibt zu 99 % bei der Mutter. Warum? Das Kind gehört zur Mutter! Warum? Schon durch die Geburt entsteht eine unumstößliche Bindung? Warum? Männer können das einfach nicht so mit Kindern schaffen wie eine Frau? Warum? Erziehen wir nicht in jedem neuen Zeitalter wieder Söhne zu Männern heran, die einfach keine Mutter ersetzen können? Mutti ist die Beste? Mutti macht das schon für dich! Entwickeln wir Frauen uns dahingehend nicht weiter, dass wir nach wie vor glauben, wir müssen unsere Jungs zu ganzen Kerlen erziehen? Diesen Kerlen, die wir als Frau verabscheuen, weil sie später kein einziges weibliches Attribut auf die Reihe bekommen? Eine gefährliche Bredouille in die wir uns manövrieren, denn vögeln soll uns gefälligst ein ganzer Kerl, doch als Vater unserer Kinder muss er am besten sein wie wir. Nur den Staub wedelnden Superdaddy, der am Sonntag Kuchen backt, wollen wir dann nicht mehr so wirklich bespringen. Es sei denn, er macht nebenbei noch die Superkarriere. Funktioniert das? Gibt es das?

© Sunny Möller

10 Gedanken zu „Working Mom geht mir mächtig auf die Nerven!“

  1. Ich stimme bei fast allem zu. Allerdings würde ich die Rolle der Männer in der Zuschreibung der Frauenrolle betonen. Nicht Frauen erziehen Jungs zu Klischeemännern, sondern die Gesellschaft, die diese Rollen Männer und Frauen zuschreibt und das wird vor allem von Männern in einer traditionell stärkeren Position vorangetrieben. Frauen kennen es nicht anders und hinterfragen nicht, denn auch das hinterfragen ist nicht erwünscht. Von Männern.
    Lösung. … kein Zwang zur Arbeit für niemanden? Wäre ne Idee

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  2. Es gibt die Männer, die verstehen, dass sie auch zwei Hände und ein Gehirn haben, also alles bis auf das Stillen übernehmen können. Bei meinem Mann gab es auf der Arbeit gerade einen Babyboom und deshalb drehen sich viele Gespräche um die Kinder und auch die Männer machen sich Gedanken umd Elternzeit und Familienzeit. Ich würde es also nicht verallgemeinern. Ich denke, dass die Stereotypen, die immer noch von vielen Seiten unterstützt werden, sind für viel veraltet. Und es bleiben ja eher die zu Hause, die mehr Geld verdienen. Meistens sind es Frauen, dann ist es ja nur logisch, dass sie aussetzen, weil du recht hast, dass einer ja am Anfang da sein muss. In vielen Gegenden bekommt man gar nicht so schnell einen Betreuungsplatz, selbst wenn man wollte. Es macht nicht alles Spaß, aber wenn ich mit meinem Sohn herumalbere, denke ich schon, dass ich es besser habe, als mein Mann auf der Arbeit. Aber dann gibt es wieder die Momente, wenn der Kleine 1l Öl auf den Boden schmeißt und die Flasche natürlich kaputt geht (man braucht übrigens eine ganze rolle Küchenpapier, um es aufzuwischen, und sehr viele Nerven, um nicht auszurasten). Ich sehe shcon bei vieln Frauen, dass sie sich selbst zu viel Arbeit zumuten, weil der Mann es ja nicht so gut schafft. Ich beiße mir oft auf die Zunge, wenn ich einen Verbesserungsvorschlag für meinen Mann habe. Vieles kann er aber auch besser als ich. Den Begriff Working Mom finde ich auch komisch, er bedeutet aber nicht,dass andere Moms nicht arbeiten. Es fehlt auf Deutsch eben die Bezeichnung dafür. Man hat entweder die Hausfrau oder eben die arbeitende Frau. Ich suche schon lange nach einem guten Begriff. Bis jetzt reicht meine Fantasie nur zu Teilzeithausfrau 🙂 Ok, bevor es noch länger wird, mach ich mal Schluss.

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  3. Mir gehen der Begriff und die damit verbundenen Implikationen auch derbe auf die Nerven, ich finde, du hast vollkommen recht. Dabei habe ich noch nicht einmal selber Kinder, aber ich krieg trotzdem Brechreiz, wenn irgendwer mit verklärtem Lächeln sowas sagt wie: „Jaaa, als Mutter macht man das (Windeln wechseln, Schlafmangel, Wäsche waschen, …) ja auch gern“ oder „Ach, die Männer, die können das (s. o.) halt nicht so gut“. Das ist doch Unsinn, das Einzige, was Männer biologisch nicht können, ist die Schwangerschaft und Geburt an sich und das Stillen. Alles andere können sie genausogut machen. Und eigentlich sollte das selbstverständlich sein. Und auch, wenn es selbstverständlich ist, sollte man einander ruhig öfter mal etwas Anerkennung dafür schenken, dass man Sachen erledigt, die erledigt werden müssen, auch wenn die weder Geld einbringen noch so wirklich Spaß machen.

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