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Gartenglück und umgekippte Cola

„Die Kinder hängen viel zu viel vor den Medien! Die müssen unbedingt an die frische Luft! Die brauchen eine Aufgabe! Sie müssen Erfahrungen machen, wie Dinge entstehen und vor allem wo sie herkommen!“

Charly fuchtelte übermütig mit ihren Armen hin und her. Die Wangen leicht rosig und aus ihren Augen blitzte Feuereifer. Sie hatte offensichtlich ein neues Projekt. Es schien sich allerdings diesmal nicht um einen Mann zu handeln. Zumindest nicht offensichtlich. Den letzten hatte sie zum Glück souverän abserviert. Wieder einer von dieser Sorte, die unbedingt ein Überraschungsei an der Kasse haben wollen. Wenn sie es ausgepackt haben, stopfen sie sich die Schokolade in den Mund und wenn sich herausstellt, dass sich im Inneren keine Spielfigur befindet, sondern ein Teil, was man zusammenbauen muss, dann landet das Ding im Müll.

`Du Charly, du bist so eine schöne Frau, bla, bla, bla, hätte ich dich doch schon viel früher kennengelernt, bla, bla, bla, ich könnte mir schon etwas Ernstes vorstellen, bla, bla, bla, ich bin einfach noch nicht so weit, ich muss erst einmal meine alte Beziehung verdauen, bla bla, bla….´*

*Übersetzung ins Ehrliche: `Sex?, bla, bla, bla, hätte ich dich doch kennengelernt, bevor du zwei Blagen hattest, bla, bla, bla, das sag ich jetzt, weil du bei schöne Frau noch nicht vögeln wolltest, bla, bla, bla, ich werde nie soweit sein, Sex?´

Charly reißt mich aus meinen Gedanken.

„Oh mann, das wird einfach supi!“

„Ich kann dir immer noch nicht folgen. Willst du unsere Kinder aufklären? Woher die Babys Kommen, wissen beide schon und ich glaube nicht, dass es die Sache, dass ihre Eltern Sex hatten, an der frischen Luft besser machen würde. Und was die Medien betrifft, Sexkanäle sind bei uns gesperrt.“

„Ach Quatsch, wie kommst du denn darauf? Wir mieten uns einen Schrebergarten!“

„Einen was?“

„Einen Schrebergarten. Das wird total toll! Wir bauen unser eigenes Gemüse an, hängen eine Hängematte auf und machen Gartenpartys. Und du kannst hier alleine sein und schreiben, schreiben, schreiben!“

Ich dachte an mein letztes Hängemattenerlebnis. Ich habe gefühlt drei Stunden gebraucht bis ich endlich in diesem Ding drin gelegen habe und hatte mich kokonmäßig darin verheddert und eingerollt, dass ich anschließend mit einer rasanten Umdrehung rausgeflogen bin. Allerdings sah ich hinterher nicht aus wie ein wunderschöner Schmetterling sondern eher wie eine besoffene Hummel.

„Ich habe auch schon genau den richtigen Garten für uns gefunden. Mit Hütte und allem Gedöns, was man so braucht.“

„Meinst du, wir schaffen das?“

„Aber sichi!“

„Und wann fangen wir an?“

„Jetzt!“

„Supi!“

Zusatz:

Literarischer Gedanke: `Charly und ich sitzen in weißen Kleidern und Blumen im Haar in unserem herrschaftlichen Garten unterm Kirschbaum und trinken Tee (mit Rum), die Kinder ernten gerade Kirschen und Pfirsiche und mein Liebster hackt Holz mit freiem Oberkörper und sonnengebräunter Haut. Er streicht sich das Haar aus dem Gesicht und hält sich eine eiskalte CocaCola an die heiße Brust…´

Realistischer Gedanke: `Charly und ich versuchen die Vögel von den letzten verbleibenden Kirschen am Baum wegzujagen. Unsere Kleider sind in den Brombeerbüschen hängen geblieben und sehen aus wie nach einem Massaker. Wir trinken Rum (mit Tee) und sehen mehr Bäume als da waren. Die Kinder haben sich Schwerter gebastelt und arbeiten hart daran die Zellen der Wühlmäuse auszuheben. Und was den Liebsten angeht, der versucht gerade 12 Zecken aus dem sonnengebräunten Körper zu entfernen. Die eiskalte Cola ist umgekippt und lockt einen Schwarm Wespen an…´

P.S: Tipps für Haus sind dringend erwünscht.

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© Sunny Möller

9 Gedanken zu „Gartenglück und umgekippte Cola“

  1. Kann mich den Tipps von deingruenerdaumen im großen und ganzen anschließen und empfehle es mit guter Laune und der passenden Musik dazu anzugehen. Mein Vorschlag: Talking Heads – Burning down the house 😀

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  2. Na ja, leerräumen, alles sichten und nur das Nötige behalten, restaurieren, eine(n) Handwerker finden, der, die aus altem Neues bastelt. Schleifen, streichen, alles mit Wasser plus Putzsoda (Kristallsoda heißt es bei uns) und Essigwasser wischen. Duftöl (Lavendel)ins Holz einreiben. Das bringt gute neue Energie und lässt Altes verschwinden, bringt Altes hinaus. Alles nicht Brauchbare entsorgen. Das schafft Luft und Raum für Neues. Viel Erfolg und viel Glück beim Garteln!

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    1. Das sind ja tolle Tipps!!! Vielen Dank. ❤ Obwohl der Geruch in der Hütte gut ist und sie ist außerdem sehr trocken,also keine Feuchtigkeit. Das Abschleifen macht mir etwas Sorgen, weil der Garten keinen Strom hat.

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