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Mädelswochenende

Juchhhhuuuhhh, meine BFF (früher hieß es noch beste Freundin) Charly und ich hatten es geschafft! Ein freies Wochenende, nur wir beide. Schick essen, ein paar Gläser Wein und tanzen ohne Ende! Doch während wir vor 2 Jahren (ok, vielleicht eher 20) fünfzig verschiedene Outfits probierten, hänge ich seit einer halben Stunde im Schuhschrank, um die richtigen Ausgehtreter zu finden. Von Highheels keine Spur, eher Ugg Boots und ausgetretene Sneakers. Ich rief meine Freundin an.

„Charly, ich hab keine richtigen Schuhe!“

„Ich hab welche gefunden, aber da hat das Meerschweinchen von Anna drauf gekotzt. Rote Bete, das geht nicht mehr raus, sieht irgendwie blutig aus.“

„Dann gehen wir Samstag los und kaufen welche.“

„Das kannst du vergessen. Ich kann mit meinem kaputten Fuß nicht mal in Birkenstocks drei Meter entspannt laufen.“

„Können wir dann gar nicht tanzen gehen?“

„Vergiss es! Wir lassen am Wochenende auf jeden Fall die Sau raus. Nach zwei Gläsern Wein kann ich mich wieder bewegen wie mit 16!“

„Okay, dann geh ich eben noch duschen und komm dann zur Wochenendplanung vorbei.“

In einem Anflug von Nostalgie und Nachhaltigkeit traf ich die Entscheidung, beim Duschen mal zur guten alten Stückseife zurückzukehren. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Es fing eigentlich ganz gut an. Der Duft erinnerte an Kindertage, Bademäntel und Dalli Dalli. Ich dachte an meine Oma! Sie drückte Magnethalterungen in die Seife, um ihr am Waschbeckenrand Halt zu geben. Ich musste lächeln. Meine Oma. Nach dem Baden gab es immer Griesbrei mit Streuseln. Die Seife machte schöne Gefühle..

Der Körper war nass, die Seife liegt duftend weich in der Hand, allerdings nur für Sekunden, dann glitscht sie im hohen Bogen Richtung Wannenboden. Beim Versuch sie aufzuheben und wieder hochkommen, knallt mein Steiß gegen die Armatur. AHHHHHHH!! Mein Körper war mittlerweile schon fast wieder im Trockenmodus! Zweiter Versuch. Die Seife in der Handfläche gleitet schäumend über meinen Körper, herrlich. Fühlt sich viel sexier an, als mit Duschgel.

Bei der Abfahrt zum Rücken flutscht mir dieses kleine Mistding wieder aus der Hand, um dann meinen Hintern als Absprungschanze zum Boden zu wagen. Verdammt, weg das sexy Gefühl. Beim Verfolgen der Seifenspur verliere ich kurz die Orientierung, bekomme Seife ins Auge, rutsche aus und knalle, diesmal allerdings mit der Stirn, an besagte Armatur. Ich kann förmlich spüren, wie sich auf meiner Stirn ein Horn bildet. Ob man das bis morgen wegkriegt? Egal, vielleicht kann man die Seife nächstes Mal an einem speziellen Handschuh befestigen. ich dachte wieder an meine Oma. Manchmal war sie ein ziemlicher Drachen! Und der Griesbrei hatte immer diese eklige Haut.

Eine halbe Stunde später stehe ich bei Charly vor der Tür. Wochenendplanung. Als sie öffnet, sieht sie fast noch lädierter aus als ich. Ihr Fuß ist mit Eispacks umwickelt und sie sieht etwas mitgenommen aus. Sie guckt mich komisch an.

„Was hast du denn mit deinen Augen gemacht?“

„Geschminkt! Gefällt´s dir?“

„Ich glaub, dir ist da ne Ader geplatzt. Ist ganz rot. Oder gehört das so?“

„Ich hab geduscht.“

„Die Augen?“

„Und dein Fuß?“

„Ist gleich besser, hatte erst ein Glas Wein!“

„Schaffen wir das am Wochenende überhaupt? Ich meine so, wie in alten Zeiten?“

„Wir müssen Sunny, wir müssen einfach!“

© Sunny Möller

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