Alltagstauglich

Männer und Würste…..

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Männer und Würste

Seit einiger Zeit bin ich weg vom Auto und hin zur Bahn. Ein guter Tausch, wie ich immer wieder feststellen muss. Ich kann Leute beobachten, Gespräche auffangen und lesen. Ein Genuss, der mir beim Auto fahren eher selten zuteil wurde.

Vor jeder Fahrt kaufe ich mir eine Zeitung, die ich samt Impressum bis zur Ankunft aufsauge. Obwohl ich in der Wahl meines Lesestoffs ziemlich festgelegt bin, zwang ich mich beim letzten Mal, die Offerten des typischen weiblichen Lesestoffs mal mit dem männlichen zu vergleichen. Und musste mich im Zuge der immer hochgehaltenen Emanzipation doch wundern, was der printmediale Markt so her gibt. Neben den typischen Yellow-Reißern wie „Gala“ und „Bunte“, finden sich neben „Landhauszauber“ und Kochzeitschriften, auch Fitness-Ratgeber und Elternzeitschriften unterschiedlicher Couleur. „Eltern“ für die Spießer, „Nido“ für die hippen Antieltern. Beim Durchblättern der neuen „Für Sie“ , gab es nach 5 Doppelseiten Frühlingstorten postwendend die „Drei-Kilo-weniger-in-drei-Minuten-Diät“ plus Werbung für das passende Abführmittel. Erst fressen, dann fasten. Nach „wie verführe ich einen Mann“ und „raffinierte Hosen für fette Schenkel“ wendete ich mich zum Männerregal. Emanzipation schien es wohl doch nur bei „Emma“ zu geben.

Ich weiß gar nicht, wann es angefangen hat, die Geschichte mit den Männerzeitschriften. Zunehmende Metrosexualität? Emanzipation des Mannes? Egal ob „FHM“ oder „Men´s  Health“, alles läuft zielgerichtet auf geil, geiler, Sixpack hinaus. Von Diäten wird wenig geredet, mehr dafür über Muskelaufbau und den Businessplan fürs Leben. Zur Entspannung wird den gestressten Supermännern Gott sei Dank noch etwas im Playboy geliefert. Busen gegen Bauch. Plötzlich blieb mein Blick neben dem Monatspreisbusen hängen.

„Beef!“ Für Männer mit Geschmack. Die etwas andere Art der Fleischeslust. Auf dem Cover stramme Würstchen, im wahrsten Sinne des Wortes. Titelthema Nummer 1 „Werden Sie zum König der Würste“, die Schritt für Schritt Anleitung zum Selberwursten. Außerdem noch eine Reifeprüfung zum Probieren von 25 wahnsinnigen Käsesorten, die mann gegessen haben muss. Leider hatte ich keine Zeit mehr, mich in das 9,50 Euro Heft einzuarbeiten. Auf dem Weg zum Zug ließ mich das Wurstthema nicht mehr los. Welcher Mann könnte sich fürs Selberwursten interessieren? Was für Därme würde er verwenden? Die, aus selbst erlegten Tieren? Raus mit dem Darm, rein mit der Wurst? Würden sie irgendwelche High-Tech-Maschinen à la „Das perfekte Dinner“ verwenden, oder stopft mann noch per Hand? Und was fühlt er wohl dabei? Verarbeitung eines sexuellen Fetisch, oder verwurstet er imaginär seine Liebste ohne sich dabei strafbar zu machen? Oder vielleicht, nur ganz banal gedacht, will mann die Keule wieder haben?

© Sunny Möller

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