So, es ist mittlerweile Mittwoch und so langsam aber sicher bin ich doch wieder im Alltag angekommen. Na ja, so fast. Das Wochenende mit Charly war wirklich traumhaft. Meine Befürchtung, wir würden am Samstag noch vor Mitternacht einschlafen, hat sich nicht bestätigt. Wir haben das Wochenende gerockt und zwar bis vier Uhr morgens.
Allerdings habe ich feststellen müssen, dass es danach etwas mehr Regenerationszeit bedarf, als noch vor ein paar Jahren. Aber mittendrin war es genauso wie damals.
Gestartet haben wir bei meinem Hamburger Lieblingsitaliener „Piccobello“, was dann wirklich grande bello war. Aperetivo? Si, grazie! Vino? Blanco, rosso? Her damit! Der Cameriere singt, erkennt in meiner Freundin Charly die junge Barbara di Rossi und beim „Ciao bella, du hast dich überrraupt garr nicht verändert!“ bestellten wir gleich noch einen Rosé.
„Weißt du was Sunny, mir tut gar nix mehr weh!“
„Und ich fühle mich trotz Antipasti, Pasta und Mousse au Chocolat noch wie eine Gazelle auf Rädern.“
„Ich vermisse die Kinder gar nicht! Ist das böse?“
„Bist du bescheuert? Natürlich ist das nicht böse! Wir praktizieren hier Überlebenstraining! Was glaubst du, wie das jetzt wäre, wenn wir mir den Kindern hier wären? Dann wärst du nicht Babsi di Rossi, sondern Mama Cucina. Wahrscheinlich hättest du von Anna schon ein Spaghetti-Potpouri in den Haaren und Emma würde mich fragen, ob ich Alterholkerin bin. Wir hätten uns nicht so aufgebretzelt und lägen spätestens ums halb elf im Bett.“
„Es ist halb elf.“
„Wie heißt das Getränk nach dem Essen?“
„Keine Ahnung.“
„Das nehmen wir!“
Eine Stunde später sitzen wir im Taxi in Richtung Schanzenviertel und im Radio läuft „Und wenn sie tanzt, dann ist sie woanders….“
„Ich will manchmal auch woanders sein, Charly.“
„Wo denn?“
„Na ja, eben woanders.“
„Heute Abend bist du´s.“
„Ich weiß.“
Im Radio läuft „Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals richtig frei….“
Was danach noch bis vier Uhr morgens los war fasse ich mal bruchstückhaft zusammen. Es war lustig und Balsam für die geschundene Alltags-Brotschmier-Arbeitsseele. Wir treffen Freunde von früher, neu dazu gekommene, die mich fragen, wieviel Sport ich mache, bei so einem Hammerkörper mit zwei Kindern. Ich lüge und genieße die bewundernden Blicke, während ich mir Bier ins Sektglas schenken lasse.
„Kein Bier Sunny!!! Bloß kein Bier! Wir haben gesagt, wir bleiben bei einer Sorte.“
„Egal!!! Heute geht alles.“
„Was bist du eigentlich für ein Sternzeichen, Schönheit?“
Ein Hipsterhopser Mitte zwanzig, der mich für genauso alt hält (zumindest tut er so), lächelt mich verführerisch an. Mir fällt nur mein Chinesisches ein.
„Schwein.“
„Oh echt? Ich auch. Das könnte ja eine richtige Sauerei werden.“ Ha ha ha, ho ho, hi hi…
Bevor jetzt aus uns beiden Piggeldy & Frederick werden, versuche ich Charly pantomimisch ein Taxizeichen zu geben. Sie guckt mich an, als ob sie in unserem Schweine im Weltall Club mitmachen will.
„Wasss?“
„Hmmmhmmhhmmhm!“ Ich mache rückwärtige Zuckungen mit dem Kopf.
„Ich sach doch, das Bier war ein bescheuerte Idee! Dein Hals zuckt komisch.“
„HHMMMHMMMHHMMHHH!!!!“ Ich mache zusätzliche Armbewegungen.
„Heyyyyy, Marcarena!!!“ Sie fängt an zu tanzen, die anderen machen mit.
Irgendwann habe ich es dann doch hingekriegt und wir sitzen im Taxi. Im Radio läuft Grönemeyer…
Nächster Morgen, elf Uhr.
Charly krächzt mir entgegen.
„Ich fühl mich, als hätte ich drei Frettchen gefrühstückt.“
Ich weiß, was sie meint. Ich habe auch ein leicht pelziges Gefühl im Mund. Und mein Arm ist ab, jedenfalls fühlt er sich so an, also der appe Arm.
„Schön war´s Charly. Nur wir Mädels! Das müssen wir öfters machen.“
„Unbedingt! Aber nicht sofort.“
„Nee, auf gar keinen Fall!“
© Sunny Möller
Schön gesumpft !
Gut gemacht.
LikeGefällt 2 Personen
hamburg, meine perle. für immer!
LikeGefällt 1 Person