„Und hier komme ich jetzt nie wieder raus. Bis ich sterbe.“
Meine Eltern haben einen Freund besucht, der seit einem halben Jahr in einem Altersheim lebt. Die erste Zeit musste er sich ein Zimmer mit jemandem teilen, den er weder kannte noch besonders mochte.
„Das ist doch kein neues zuhause, das ist ab heute für immer Krankenhaus.“
Dieser Satz mit dem rauskommen hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir reden die ganze Zeit über den Pflegenotstand, zu wenig Personal, zu wenig Geld, zu wenig Platz. Denkt auch jemand mal daran, was es für eine 80jährige Frau bedeutet, ihr gewohntes Leben aufgeben zu müssen, um in einem Seniorenheim mit lauter fremden Leuten und Dingen noch einmal neu zu starten? Vielleicht ein bisschen das Gefühl zu haben, man wäre dauerhaft im Krankenhaus? Zu wissen, das ist jetzt die Endstation.
Meine Mutter wird wütend bei dem Gedanken daran, ihre Selbstständigkeit früher oder später aufgeben zu müssen. „Alt werden ist doch totaler Mist! Das soll jetzt nicht undankbar klingen. Ich bin echt froh, dass ich so alt werden durfte. Aber jetzt geht es richtig zur Sache. Dauernd sterben Freunde von mir und die Gruppe der Überlebenden wird immer kleiner. Die Tagesration von Tabletten wird immer größer und das „Winkefleisch“ an den Armen immer länger. Guck dir mal meine Ohren an! Ich bin schon 5 Zentimeter geschrumpft, dafür werden meine Ohren immer länger. Besser hören kann ich dadurch trotzdem nicht.“
Nach dem dritten Eierlikör wird es besser. „Mich kriegt keiner in so eine Anstalt. Wenn es nicht mehr geht, kannst du mich dann nicht irgendwo runterschubsen?“
Und dann frage ich mich wieder, ob man nicht vielleicht mal einen stärkeren Fokus auf Mehrgenerationshäuser legen sollte. Vielleicht profitieren wir und unsere Kinder in hohem Maße von der älteren Generation und was gibt es im Alter schöneres, als das Gefühl, gebraucht zu werden. Für Weisheit, Berührung, Liebe und Austausch, Alter irrelevant!
© Sunny Möller