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Wenn es Liebe ist…

Schmetterlinge, Glücksgefühle, kein Moment ein andrer Sinn,

Hunger, schlafen, machen müssen, an was andres als ans Küssen denken,

ist nicht drin,

Niemals enden sollte das Gefühl, doch auf der Länge nutzt es ab,

Schmetterlinge werden schlichte Falter, Glücksgefühl frisst sich an der Langeweile fett.

Solls denn das gewesen sein, nie wieder peng und boom und bang?

Nein, denn irgendwo in einer Ecke, hat die Zeit etwas versteckt,

es ist dieser fast vergessene Funke, der die Liebe immer wieder neu entdeckt.

© Sunny Möller

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Mein Outing

Verdammt ist das anstrengend geworden, sich sexuell zu identifizieren. Und warum sollte man das?

LGBTQIA+

LGBTQI+ ist eine Abkürzung für Lesbian, Gay, Bi, Trans, Queer, Intersex und für Asexuel. Auf Deutsch steht das also für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, queer, intersexuell und asexuell.

Photo by Alexander Grey on Pexels.com

Ich finde mich dabei gar nicht. Warum werde ich als heterosexuell ausgegrenzt? Wo ist mein Platz in der Regenbogenwelt? Ich plädiere auf Wahrnehmung meiner besonderen Art! Halt! Stop! Vielleicht kriege ich mich doch noch in der Regenbogenfahne reingequetscht. Lass mich nachdenken…

Also, ich habe in den USA mal mit einer Frau geknutscht, dann hatte ich mal was mit einem Mann, der sich noch nicht als schwul geoutet hatte, mit 12 bin ich mit weiten Jungsklamotten rumgerannt, weil ich dachte, ich sei zu fett, ich keinen Busen kriegen wollte und mich sowieso alles genervt hat. Das wiederum änderte sich mit 14, als ich unbedingt einen Busen haben wollte, weil alle Mädels mit Körbchengröße C die guten Jungs abgekriegt haben. Musste ich mich identifizieren? Nein! Und wenn, ich hätte nicht gewusst als was. Es war eine lange Reise zum Erwachsenwerden. Heute wäre ich ein bisschen bi, queer, inter, unter, was weiß ich.

Warum ist das so wichtig geworden? Warum sollte man mit 14 schon entscheiden können, sich seinen Penis abschneiden zu lassen um ganz Frau zu sein? Kann man das mit 14? Wer von euch wusste in diesem Alter schon, wohin die Reise geht?

Und damit nicht genug, auch sprachlich befinde ich mich plötzlich im Genderwahn. Heißt es Forscher:innen oder außen? Was muss ich wo dranhängen oder weglassen, um niemanden zu kränken oder auszuschließen? Erklärungen und Hilfe gibt es reichlich.

https://www.scribbr.de/category/richtig-gendern/

Ich will das nicht! Ich oute mich heute! Ich oute mich als:

M E N S C H E N F R E U N D

Und ich hänge kein :innen oder irgendein genderneutrales Etwas dran. Meine Wertschätzung zeigt sich durch die Art und Weise wie ich einen Menschen behandle und nicht dadurch wie ich ihn bezeichne. Respekt und Liebe brauchen keinen Genus, Knaxus, was auch immer.

© Sunny Möller

Stimmungslage

Ich war doch erst Platz 7

„…und dann verlasse ich meine Zuhause und schaue nicht mehr rechts und links und schon gar nicht mehr zurück.“ Ich musste schlucken. So sollte es also zu Ende gehen? Ein Leben, vierzig Jahre in der selben Wohnung, Kinder groß gezogen, Menschen ein und ausziehen gesehen, mit manchen so etwas wie Freundschaft geschlossen, manche etwas kritisch beäugt, weil sie so gar nicht dem eigenen Lebensstil entsprochen hatten. 

Und doch war immer so etwas wie Leben in der Bude gewesen. Als ich vor sechs Jahren hier eingezogen bin, allein, mit zwei kleinen Kindern, wollte ich eigentlich nichts mit den restlichen Bewohnern dieses Hauses zu tun haben. Zu sehr quälten mich meine eigenen Dämonen und die Angst, wie es denn jetzt wohl weitergehen würde. 

Über mir eine ältere Dame, die ständig etwas zu meckern hatte. Entweder die Kinder waren zu laut oder ich hatte mal wieder vergessen, den Hausflur zu wischen. Agathe fand immer einen Grund, irgendetwas an mir zu bemängeln. Über die Jahre wurde es besser, Agathe immer schwerhöriger, was sie allerdings als meinen Erziehungserfolg feierte. „Frau Möller, Ihre Kinder höre ich ja überhaupt nicht mehr. Das haben Sie aber gut hinbekommen.“ Sagte sie, während mein Sohn im Hintergrund Schlagzeug spielte und meine Tochter lauthals „We will rock you“ brüllte.

Nach einem Nachbarschaftsgrillen“ im Gemeinschaftsgarten, drei Bierchen und dem Du-Angebot war das Eis dann endgültig gebrochen. Ich erfuhr viel von ihrem Leben, ihren drei Kindern und der einen Tochter, die sich aus unerfindlichen Gründen von ihrer Mutter losgesagt hatte. Den Mann, den sie zwischenzeitlich einmal verlassen hatte, weil er sich wie ein totaler Idiot benommen hatte. Man fand jedoch wieder zusammen, denn „Weißt du Sunny, drei Kinder, das verbindet doch irgendwie.“ Mich haben zwei Kinder nicht dazu gebracht, zu meinem Idioten zurückzukehren. „Das ist schon in Ordnung, hast ja jetzt einen ganz stattlichen Ersatz gefunden.“ Ich muss heute noch darüber lachen. Stattlich, ein Begriff, der heute viel zu selten im Gebrauch ist.

So war das mit Agathe. Sie wurde älter und so langsam machte sich auch bei ihr das Alter bemerkbar. Sie wurde schwächer, plötzlich stand ein Rollator im Hausflur, eine Pflegerin kam mehrmals die Woche, die sie bei den alltäglichen Dingen unterstützte. Trotz alledem war sie noch voll dabei und mittlerweile hatte ich sie richtig lieb gewonnen.

Als ich Donnerstag von der Arbeit nach Hause kam, hing ein Zettel am schwarzen Brett des Hausflurs.

Liebe Nachbarn,

ich ziehe nächste Woche in ein Altersheim. Ich habe die Zeit mit Ihnen und
euch hier sehr genossen. Ob es bei einem Schnäpschen im Garten war oder ein
kurzer Klönschnack im Hausflur. Es war für mich eine sehr schöne Zeit. Ich
werde das alles sehr vermissen.

Eure/Ihre Agathe Heinze

Ich konnte es nicht fassen. Es lief doch alles ganz gut und unsere tolle Hausgemeinschaft sorgte dafür, dass immer jemand zur Stelle war, wenn Agathe Hilfe brauchte. Ich schnappte mir eine Flasche Prosecco und klingelte bei Agathe. Als sie die Tür öffnete, sah ich ihre verweinten Augen. Hilflos, wie ich manchmal in solchen Situationen bin, nahm ich sie einfach in den Arm. „Agathe, was machst du denn nur für Sachen?“ Sie fing wieder an zu weinen.

„Meine Tochter sagte, das ist das Beste für mich. Und dann bin ich ja auch in ihrer Nähe.“ Sie sah nicht sehr überzeugt aus. „Kannst du denn deine Sachen mitnehmen? Vielleicht dein Bett oder deinen Lieblingssessel?“ Sie wischte sich die Tränen mit einem Stofftaschentuch ab, auf dem ihre Initialen eingestickt waren. „Ich kann mein Kopfkissen mitnehmen, alles andere ist schon da.“ Ich stellte mir vor wie ein alter Mensch alles zurücklassen musste, was ihm lieb und teuer war. Sicher konnte sie ein paar Kleinigkeiten und Erinnerungen aus ihrem Leben mit in dieses Heim nehmen. Doch sie würde mit über achtzig Jahren ihr Leben verlassen müssen. Die Vorstellung, dass es mir später einmal ebenso ergehen könnte, wollte ich nicht an mich heran lassen. „Und wann geht es los?“

„Übermorgen. Ich habe nicht so schnell mit einem freien Zimmer gerechnet. Ich war Platz sieben auf der Warteliste und nur wenn einer stirbt, wird ein Platz frei. Da sind wohl ziemlich viele, ziemlich schnell gestorben.“ Sie fing wieder an zu weinen. „Platz sieben Sunny, ich war doch erst Platz sieben!“

Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm. Wir tranken ein Glas Prosecco. Dann drückte sie meine Hand. „Ich werde mich nicht einmal umdrehen. Weißt du, was das Schlimmste ist? Von da werde ich nirgendwo mehr hinziehen. Das ist die letzte Station.“ Dann begann sie wieder zu weinen.

Diese Sache hat mich zutiefst erschüttert und sehr bewegt. In Würde zu altern und schwächer zu werden, hat in unserer Gesellschaft keinen Platz mehr. Je nach finanzieller Situation, landen alte Menschen meist in besseren Aufbewahrungslagern, möglichst weit weg von der jungen, leistungs- und lebensfähigen Gesellschaft. Es muss doch einen Weg geben, bei dem beide Lebensabschnitte zusammen koexistieren können oder sogar voneinander profitieren. Man sollte nicht vergessen, dass wir auch irgendwann einmal diesen Lebensabschnitt erreichen werden.

© Sunny Möller

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Gentlemen sind alterslos

Ein Pärchen kommt vom Markt, beide jenseits der siebzig. Er ist bepackt bis unters Kinn. Blumen, Obst und Gemüse, unterm Arm eine Zeitung.

Sie: „Soll ich dir was abnehmen?“
Er: „Nein!“
Sie: „Komm schon, das ist doch viel zu schwer!“
Er: „Nein!“
Sie: „Alfred, ich helfe dir doch gerne!“

Er bleibt stehen. Stellt alle Einkäufe ab. Lächelt, streicht ihr übers Haar und küsst sie. Dann nimmt er alle Sachen auf eine Seite, greift mit der freien Hand die ihre. Sie gehen weiter.

Er: „Danke für deine Hilfe!“

Jetzt sagt sie nichts mehr, lächelt und lehnt ihren Kopf an seine Schulter.

© Sunny Möller

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Und wenn ich nichts mehr weiß…

Montagmorgen, ich sitze allein im Café und gönne mir die Zeit zu schreiben. Weg von allen Alltagsproblemen will ich Geschichten erfinden. Ideen für mein neues Buch, auf der Suche nach dem Thrill in meiner Geschichte. Neben mir sitzt ein Pärchen, nicht sehr alt, vielleicht Ende Fünfzig. Sie weint, er hält ihre Hand, schaut besorgt aber nicht unsicher.

„Und wenn ich alles vergesse?“

„Das war doch nur ein Verdacht, das war noch keine endgültige Diagnose, Schatz!“

„Aber wenn es so ist, wenn der nächste Arzt die gleiche Diagnose stellt? Du weißt, meine Mutter ist daran gestorben. Am Ende kannte sie niemanden mehr und zum Schluss wusste sie nicht einmal mehr wie man schluckt, konnte kaum noch laufen und war so böse. Sie war einfach nur noch böse.“

„Wenn es so ist, dann werden wir eine Lösung finden.“

„Was denn für eine Lösung? Ich werde nicht mehr wissen, wer du bist! Ich werde unsere Kinder nicht mehr erkennen, ich werde nicht mehr wissen, wie wir uns kennengelernt haben. Als du mir im strömenden Regen in Berlin ein Eis gekauft hast und auf den Becher deine Telefonnummer geschrieben hast. Ich werde mich nicht einmal mehr an die Eissorte erinnern, Klaus. Es war Pfirsich Melba! Ich werde es nicht mehr wissen. Alles wird von dieser Krankheit verschluckt werden, bis alles dunkel ist.“

Leise Tränen fließen.

„Und ich werde bei dir sein. Ich werde mich für uns beide erinnern. Jeden Tag! Und ich werde dir jeden Tag erzählen, wie wir uns kennengelernt haben und ich werde dir Eis mitbringen. Pfirsich Melba, jeden Tag. Und du wirst uns schmecken, jeden Tag. Meine Erinnerungen werden deine werden, jeden Tag.“

Er streichelt ihr Gesicht.

„Und wenn ich dich wirklich nicht mehr erkenne? Wenn du ein Fremder für mich wirst?“

Ich spüre ihn schlucken. Er schaut sie an.

„Dann wirst du glauben, du triffst jeden Tag einen neuen Mann und wir lernen uns jeden Tag neu kennen!“

Sie hat aufgehört zu weinen.

„Weißt du, wie sehr ich dich liebe?“

„Jeden Tag eine neue Verabredung, Schatz! Für immer und ewig!“

Sie küssen sich. Jetzt muss ich die Tränen zurückhalten. Das Leben schreibt die besten Geschichten.

© Sunny Möller

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Was ist das für ein Gefühl?

Lyrik, Dramen, Lieder, Filme, eigenes Empfinden. Ich war auf der Suche nach Liebe. Ich wollte sie fassen, sie benennen, ihr eine Form geben, um sie zu verstehen. Mir gelingt das mit Angst, mit Wut, mit Hass und Traurigkeit. Die Liebe hat es schwer mit mir und ich mit ihr.

Sie sträubt sich, zeigt mir immer neue Gesichter, wandelt sich vom schönsten Schein zur Angst einflößenden Fratze. Sie will nicht, dass ich sie ertappe, in einer ihrer Metamorphosen. Sie versteckt sich, kommt und geht, wann sie will.

Hält mir die Augen zu, nimmt meine Hand, führt mich über Schluchten, um mich in die Tiefe zu stürzen. Sie schubst nicht, doch fangen tut sie auch nicht. Sie lässt nicht mit sich reden, jede Verhandlung ohne Erfolg. Sie zeigt sich ohne angemessenes Zeitgefühl. Ich finde keinen Namen für die Amazone der Gefühle.

Bringt neue Begleiter mit auf ihren Weg. Leidenschaft, Verlangen, Hingabe und die schlimmste ihrer Verwandten, die Bedingungslosigkeit. Kommen sie zusammen, ergibst du dich hilflos. Freier Wille? Vielleicht! Bis wann? Unbeantwortet.

© Sunny Möller

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Endstation

„Und hier komme ich jetzt nie wieder raus. Bis ich sterbe.“

Meine Eltern haben einen Freund besucht, der seit einem halben Jahr in einem Altersheim lebt. Die erste Zeit musste er sich ein Zimmer mit jemandem teilen, den er weder kannte noch besonders mochte.

„Das ist doch kein neues zuhause, das ist ab heute für immer Krankenhaus.“

Dieser Satz mit dem rauskommen hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wir reden die ganze Zeit über den Pflegenotstand, zu wenig Personal, zu wenig Geld, zu wenig Platz. Denkt auch jemand mal daran, was es für eine 80jährige Frau bedeutet, ihr gewohntes Leben aufgeben zu müssen, um in einem Seniorenheim mit lauter fremden Leuten und Dingen noch einmal neu zu starten? Vielleicht ein bisschen das Gefühl zu haben, man wäre dauerhaft im Krankenhaus? Zu wissen, das ist jetzt die Endstation.

Meine Mutter wird wütend bei dem Gedanken daran, ihre Selbstständigkeit früher oder später aufgeben zu müssen. „Alt werden ist doch totaler Mist! Das soll jetzt nicht undankbar klingen. Ich bin echt froh, dass ich so alt werden durfte. Aber jetzt geht es richtig zur Sache. Dauernd sterben Freunde von mir und die Gruppe der Überlebenden wird immer kleiner. Die Tagesration von Tabletten wird immer größer und das „Winkefleisch“ an den Armen immer länger. Guck dir mal meine Ohren an! Ich bin schon 5 Zentimeter geschrumpft, dafür werden meine Ohren immer länger. Besser hören kann ich dadurch trotzdem nicht.“

Nach dem dritten Eierlikör wird es besser. „Mich kriegt keiner in so eine Anstalt. Wenn es nicht mehr geht, kannst du mich dann nicht irgendwo runterschubsen?“

Und dann frage ich mich wieder, ob man nicht vielleicht mal einen stärkeren Fokus auf Mehrgenerationshäuser legen sollte. Vielleicht profitieren wir und unsere Kinder in hohem Maße von der älteren Generation und was gibt es im Alter schöneres, als das Gefühl, gebraucht zu werden. Für Weisheit, Berührung, Liebe und Austausch, Alter irrelevant!

© Sunny Möller

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Von Ängsten und Socken

Ich bin schön, intelligent, kreativ und unglaublich selbstbewusst. Ich habe zwei phantastische Kinder und nach dem Scheitern meiner Ehe einen Weg zur Selbstständigkeit gefunden, der mich überglücklich macht. Ist das so?

Definitiv!

Bin ich dankbar?

Selbstverständlich!

Habe ich Angst?

Ständig.

Ich habe lange überlegt, ob ich darüber schreiben kann, ob ich das in die Welt hinausposaunen will. Ich glaube, dass es viele von mir da draußen gibt, die zwei Welten in sich vereinen. Jedenfalls möchte ich das glauben, wenn ich die ganzen schönen, intelligenten, kreativen und unglaublich selbstbewussten Menschen da draußen sehe. In der einen Welt begleitet mich die Angst. Angst unvollkommen zu sein, zu dumm, zu langsam, zu wenig erfolgreich, zu krank um gesund zu sein und zu arm, um reich zu sein. Dauernd trampeln diese Selbstzweifel und Ängste auf mir herum und ich weiß nicht einmal warum. Und in dieser Angst bin ich nicht konsequent. Ich bin gefangen in mir selbst.

Nehmen wir an, die Angst ist die Kälte und ich sitze nackt in ihr. Etwas anzuziehen wäre jetzt eine vernünftige Lösung, oder, um sich den Ängsten ganz zu ergeben, nackt zu bleiben und zu erfrieren. Beide Vorgehensweisen bedeuten eine Entscheidung, eine Konsequenz. Doch ich wähle keine von ihnen. Ich ziehe mir eine Socke an. Damit wird mir zwar nicht warm, aber zumindest erfriere ich nicht sofort.

Wenn ich dann doch glaube, es zu schaffen, bin ich schon auf dem Weg in den Wald, habe Angst vor der Dunkelheit und beschwere mich über den fehlenden Lichtschalter.

Ich trage also Ängste vor mir her, bei denen ich nicht bereit bin, sie zu überwinden. Es zieht sich wie Kaugummi durch mein Leben und bleibt an jeder neuen Angst kleben, um sie mit ins Boot zu holen. Warum ist das so?

Lösungen, so gut sie auch durchdacht und logisch erscheinen, bediene ich mit einem: „Du hast Recht, aber…“ Brauche ich diese Ängste, um mich am Leben zu fühlen? Hat die Vergangenheit so viel hinterlassen, dass ich mich aus der Angst heraus nicht neu erfinden kann? Ist meine Angst vorm Scheitern größer als die Angst selbst?

Ich hoffe, es wird wärmer. Ich will die Socke endlich ausziehen.

© Sunny Möller

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Der Sternenläufer und das Mädchen

„Du wirst gehen, sie zu finden. Erkennen wirst du sie, denn sie ist eine Suchende. Ihr Blick wird dich fragen, ob du die Antwort kennst. Die Antwort auf ihre Fragen, die sie nicht stellt. Die du dennoch kennst, begreifst, in dich aufnimmst und berührst. Eile dich, Sternenläufer, denn die Zeit ist nicht dein Freund. Gib ihr dein Licht und so werdet ihr finden, die Antwort, die Fragen, das Glück, um zu sehen, was verborgen, im Anfang, als ganzen Teil vom Stück.“

Dunkel war der Wald, in den sie trat. Die Wege nicht sichtbar, jedes Geräusch verschluckt von Natur. Ihr Kopf war leer. Sie musste finden, hatte Fragen, ohne Antwort, kein Sinnen zum Morgen. Vielleicht sollte sie rufen, flehen, wimmern vielleicht. Die Angst fraß die Wünsche, brach Handeln sogleich. Nur laufen, vielleicht kommst du an, am Ende des Anfangs, ist der Anfang das Ziel. Zu viel? Worte, oft sinnlos, ohne Inhalt gewählt. Gibt es da etwas, ein Jemand, der hilft?

Sei still, im Schweigen sind Worte, ausgesprochen im Geist. Plötzlich wird es heller, Gegenwart fühlbar, ganz nah und trotzdem nicht da.

„Wer bist du? Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen!“

Die Stille, sie lärmt, das Warten auf Antwort ist lauter denn je.

„Ich bin hier, mitten im Licht! Ich kann nicht viel dunkler, denn das Licht, das bin ich! Komm einfach näher, hab keine Furcht, ich gebe dir Antwort, still deinen Durst!“

Näher und näher kam sie der Stimme, von Magneten gezogen, hin zu dem Licht. Eine Hand löste sich aus diesem Schein, ihre zu greifen, nicht mehr allein. Augen in Augen, Seelen berühren, verführen zum Bleiben, einfach zu sein.

„Sag mir die Antwort, gib mir den Halt! Kann nicht länger warten, so einsam und kalt!“

Das Licht wird noch heller und wärmer zugleich.

„Du brauchst sie nicht, diese Antworten. Du brauchst Fragen, ein Leben lang. Denn Antworten sind Stillstand, mit dir nicht verwandt.“

(c) Sunny Möller

Wer wissen möchte, was eine Autorin abends früh um acht, senkrecht liegend im Keller macht, der bestellt den Sternenläufer direkt bei mir. Versand natürlich inklusive. ❤

© Sunny Möller

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Die Entscheidung einer Münze

Eine Entscheidung ist eine Wahl zwischen Alternativen oder zwischen mehreren, unterschiedlichen Varianten von einem oder mehreren Entscheidungsträgern. Eine Entscheidung kann spontan bzw. emotional, zufällig oder rational erfolgen. Eine rational begründete Entscheidung richtet sich nach bereits vorgängig abgesteckten Zielen oder vorhandenen Wertmaßstäben. Von der Entscheidungskompetenz eines Individuums hängt es ab, ob seine Pro- oder Contra-Entscheidungen richtig oder falsch ausfallen. Die Eigenschaft, ohne Verzögerung zu entscheiden und dabei zu bleiben, wird als Entschiedenheit bezeichnet. (Wikipedia)

Aha, die Entscheidungskompetenz eines Individuums! Ich konnte nur letzteres bedienen, bei der Kompetenz wurde ich ausgelassen. Ich kann keine Entscheidungen treffen, selbst bei der Speisekarte im Restaurant bin ich, bei mehr als zwei Essen schon total überfordert. Habe ich dann doch meine Wahl getroffen, schiele ich schon zum Nachbartisch. Verdammt, ich wollte auch lieber Kroketten.

Passt die weiße Bluse besser zur Jeans oder doch zur Cordhose? Macht die meine Oberschenkel zu fett, was dann wieder zur Jeans führt und die weiße Bluse ausschließt. Sofern diese weiße Bluse dann doch besser zur Cordhose gepasst hätte. Und was mache ich bloß, wenn ein Teil davon in der Wäsche ist? Genau für das hätte ich mich dann entschieden.

Bei zwischenmenschlichen Beziehungen ist es noch schlimmer, da treffe ich am besten gar keine Entscheidung. Es könnte auf jeden Fall die falsche sein. Und was mache ich mit dem Schmerz, den entscheide ich nicht auszuhalten, der kommt und geht wie es ihm passt. 

Jetzt könnt ihr euch annähernd vorstellen, wie es so um meine Entscheidungsfreude bestellt ist!

„Hör doch einfach auf deine innere Stimme!“

Ich sitze jetzt hier seit geschlagenen 2 Stunden und höre auf sie. Geradezu penetrant rufe ich wortlos nach ihr, der inneren Stimme. Sie antwortet nicht. Ich will, dass sie mir sagt was richtig ist, welche Entscheidungen wann und wie zu treffen sind. Und plötzlich wird mir etwas klar! Diese verdammte innere Stimme wohnt ja nicht alleine hier. Sie hat Mitbewohner. Eine ganze WG tummelt sich da in meinem Innersten. Die eine Stimme hat es sich im Herzen gemütlich gemacht und trifft ständig irgendwelche, total chaotische Entscheidungen. „Ich bin die Liebe, tralitrala, meine Entscheidungen sind süß wie Zuckerwatte, tralilala, Gefühle, Gefühle, Gefühle. All you need  is love. Sie ist dick befreundet mit dem Bauchgefühl, was generell nur auf sich selber hört. Es ist seit sehr langer Zeit mit seinem Bruder, dem Verstand, zerstritten. Und alle reden unaufhörlich durcheinander. Tralitrala.

Welche Entscheidung ist die richtige? Und kann die richtige auch die falsche sein? Und ist die richtige dann die beste? Und wie sieht es mit den Kompromissen aus? Haben sie auch ein Recht, zu Wort zu kommen? Kann man falsche Entscheidungen rückgängig machen? Oder werden aus falschen manchmal richtige, oder umgekehrt? Und woher weiß ich das? Vielleicht sollte ich zu alten Traditionen zurückkehren.

Einfach eine Münze werfen!

© Sunny Möller