Mitten in der Nacht stand sie plötzlich da, im Schlafzimmer ihres Sohnes und seiner Frau. Sie zog an seinem Teil der Bettdecke, während sie mit einer Taschenlampe in eine Ecke des Raums leuchtete. „Guck dir das mal an!“, schrie sie. Auf dem Boden lag ein verschimmeltes Brötchen, als Beweisstück für die vermeintliche Unfähigkeit der Schwiegertochter. In Wahrheit hatte sie selbst das Brötchen dorthin gelegt, ebenso wie sie Wochen zuvor Kakerlaken in die Küche geschleust und die Zimmerpflanzen vergiftet hatte. „Deine Frau kriegt nicht mal den Haushalt hin“, hatte sie triumphierend gesagt.
(Der Tagesspiegel)
Triviales aus einem Groschenroman? Leider nicht! Sechzig Prozent aller Schwiegertöchter leiden Höllenqualen.
Während Schwiegersöhne zu ihren angeheirateten Zusatzmüttern meist ein gutes Verhältnis pflegen, können es Schwiegertöchter, den Müttern ihres Liebsten meist nie richtig recht machen.
Das Netz ist voll mit Leidensberichten von Schwiegertöchtern. Von Umzügen wird berichtet, von Schreckensherrschaften dieser, nie Ruhe gebenden Frauenzimmer. Mittlerweile gibt es deutschlandweit Selbsthilfegruppen, nennen wir sie mal die „Anonymen Schwiegertöchter“. Angeblich soll jede vierte Ehe, durch aktives Eingreifen der Schwiegermutter, scheitern.
Rückblickend muss ich für mich sagen, dass ich zu den Müttern meiner Ex-Freunde ein äußerst gutes Verhältnis pflege. Vielleicht auch, weil sie von vornherein wussten, dass ich ihnen nicht den Sohn nehme.
Doch auch ich sah mich irgendwann mit dieser Unheil bringenden Konstellation konfrontiert. Ich wusste vom ersten Augenblick, sie und ich, das wird nie was. Sie war mit Ende fünfzig schon zu großmütterlichen Sackleinen übergegangen und hegte ständig den Verdacht, ich würde mit meiner, für ihre Begriffe, gewagten Kleidung eine Nierenbeckenentzündung provozieren. Sie war auch nicht zurückhaltend, zu erwähnen, dass dies eventuell zu Unfruchtbarkeit führen könne. Der Niere folgt der Scheidenpilz und sollte er nicht rechtzeitig mit der betreffenden Creme eliminiert werden, käme es zu lahmen Eierstöcken. Trotz dieser Beeinträchtigungen, schaffte ich es, zwei Kinder zur Welt zu bringen. Die ich nicht lange genug stillte, ihnen nicht die richtigen Windeln umband, die falschen, fußbettlosen Schuhe kaufte und überhaupt sah ihr Sohn immer schlechter aus, im zunehmenden Beziehungsverlauf mit mir.
„Junge, du bist ganz grau im Gesicht! Was macht sie (damit war ich gemeint) dir denn eigentlich zu essen!“
Ich habe jahrelang versucht, „ihr“ Mädchen zu werden. Vergeblich. Eine von den Sachen, die man nicht gewinnen kann.
Denn ihr Hefeteig wird immer luftiger sein als deiner, ihre Hühnerbrühe kräftiger als deine, ihr Wangenstreicheln zärtlicher als deines, ihre Sorge größer als deine und vor allem ihr Busen immer nahrhafter als deiner. Der Begriff des Muttersöhnchens kommt nicht von ungefähr.
Und stell deinen Liebsten niemals vor die Wahl: „Ich oder deine Mutter!“ Natürlich entscheidet er sich, bei wahrer Liebe, für dich.
Doch wird er sich immer wieder in den Schoß seiner Mutter zurücksehnen.
P.S.: Verdammt, ich habe auch einen Sohn….
© Sunny Möller
ha! Ich auch und ich werde bestimmt ein super duper Schwiegermonster-Hebammen-Hexen-Weib, juhu!
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