Wir sind Facebookfreunde. Hin und wieder wird mal etwas geliked, aber im realen Leben kennen wir uns nicht. Was ich mittlerweile ziemlich schade finde, denn sein neues Buch „Ich werd dann mal…Nachrichten aus der Mitte des Lebens“ gefällt mir gerade richtig gut. Obwohl ich den eigentlich gewollten Titel „Ich muss los, ich hab noch Hack im Auto“ noch viel treffender fand.
Ich hatte mir das Buch zum Geburtstag gewünscht, weil es nicht einer dieser 600 Seiten Romane ist, mit denen ich ohnehin nie fertig werde, zumindest seit ich Kinder habe. Ich lese meist abends vorm Einschlafen und nach spätestens vier Seiten fallen mir die Augen zu. Dafür ist Till Raethers Buch wirklich perfekt. Ich schaffe immer eine von seinen gesammelten Kolummnen, Essays und neuen Texten. Das gibt mir gerade neues Selbstbewusstsein in Sachen Lesen.
Ich bin gerade an seinem Text zur Gemütlichkeit hängen geblieben und könnte ihn immer wieder lesen. Gleich am Anfang hilft er mir auf die Sprünge, warum ich heute dem Wort „Gemütlichkeit“ eher mit Abwehr begegne. Gemütlichkeit kommt nicht mehr einfach so, ist kein selbst gewähltes Gefühl, sie ist Teil der Lifestyle-Industrie. Und der hat man gefälligst zu entsprechen, mit der richtigen Einrichtung und den richtigen Behaglichkeits-Accessoires. Kuschelig auf Knopfdruck. Das war mal anders, die Urheber der eigentlichen Gemütlichkeit sind Kinder und da braucht es keinen Kamin oder einen heimelig, skandinavischen Landhausstil.
Kinder bauen Buden, Höhlen, oder Kissen überflutete Ecken, bei der Farben oder Qualität der Materialien nicht entscheidend ist. Meine Tochter hat einmal einen großen Pappkarton, in dem die neue Waschmaschine geliefet wurde, zur Gemütlichkeitszone umfunktioniert. Ein begrenzter Raum, in dem alles überlebensentscheidende vorhanden war. Ihr zerrocktes Schmusetuch, das Stofftier des Vertrauens, Kekse, Gummibärchen und so viele Decken, dass Emma gerade noch so in den Karton passte. Für meine Begriffe eher ungemütlich, für Emma ein Sinnbild der Behaglichkeit. Kopfüber, mit heraushängenden Beinen, spricht sie aus, was wir gar nicht mehr so einfach hinkriegen. „Mami, stör mich nicht, ich bin gerade sowas von gemütlich!“
Ich bin jetzt beim Thema „Vater“ angekommen und wie es plötzlich schwer geworden ist, ein Mann zu sein. Herrlich. Eine absolute Buchempfehlung! ❤
Über den Autor:
Till Raether ist Absolvent der Deutschen Journalistenschule in München. Er studierte Amerikanistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin und an der Tulane University in New Orleans. Von 2002 bis 2005 war er stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift Brigitte. Er arbeitet als freier Journalist und Kolumnist unter anderem für Brigitte, das SZ-Magazin und MERIAN und ist Autor mehrerer Kriminalromane. Sein Roman „Blutapfel“ wurde von Markus Imboden mit Milan Peschel und Emily Cox fürs ZDF verfilmt. Seine Romane „Treibland“ und „Unter Wasser“ wurden 2015 und 2019 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 2018 wurde er mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet. Till Raether ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Hamburg. (wiki)
Werk
Danke 🙏🏻 sofort auf meiner „will ich noch lesen“ Liste gelandet.
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Oh, das freut mich. Kann man gut nebenbei lesen!❤️
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Danke für den Tip!
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Sehr gerne!❤️
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