Allgemein, Alltagstauglich, Stimmungslage, Zeitgeschehen

Kein Respekt vor dem Alter…

Ich habe Respekt vor Menschen und wenn sich jemand wie ein Arschloch benimmt, dann ist mir das Alter so ziemlich egal. „Sunny, wie kannst du so denken? Älteren Menschen sollte man immer den nötigen Respekt entgegen bringen!“ Warum? Weil er alt ist und nur noch ein paar Jahre hat? Was bezeichnen wir als den nötigen Respekt? Dass ich ignoriere, wenn sich ein älterer Mensch total daneben benimmt? Dieses Geschäft ist mit mir nicht zu machen. Wo wir in diesem Zusammenhang auch gleich zum Thema Ehe kommen. „Ihr jungen Leute steckt viel zu schnell den Kopf in den Sand und trennt euch gleich. Wir haben früher noch zusammengehalten! Da ist man nicht gleich weggelaufen!“ Ich halte auch nichts davon, bei jeder Kleinigkeit die Flucht zu ergreifen, aber ich halte ebenso wenig davon in einem Leben stecken zu bleiben, was mich zutiefst unglücklich macht. Heute zum Beispiel traf ein solches Durchhaltepärchen, wie ihr sie bestimmt alle schon einmal erlebt habt. Beim Einkaufen, in der U-Bahn, im Café oder in der Fußgängerzone irgendeiner Stadt.

Er:“Nun geh doch mal etwas schneller. Dauernd bleibst du stehen und guckst dir diesen Blödsinn in den Schaufenstern an.“

Sie:“Für mich ist das aber kein Blödsinn. Ich liebe unsere Einkaufsbummel durch die Stadt.“

Er:“Ja, ja und der Alte kann zahlen für irgendwelchen Tinnef, den niemand haben will.“

Sie:“Mir macht es aber Freude!“

Er: „Und mir macht es Freude, wenn du mal wieder Sauerbraten machst!“

Sie:“Davon musst du ständig furzen!“

Er:“Da brauch ich dich nur anzugucken, davon krieg ich auch schon Blähungen!“

Sie:“Warum sagst du denn sowas? Du verdirbst mir den ganzen Ausflug!“

Er:“Und du verdirbst mir mein ganzes restliches Leben!“

Sie:“Ich mach dir ja deinen Sauerbraten!“

Er:“Geht doch. Dann kauf dir eben noch so einen bescheuerten Kerzenhalter!“

Sie:“Wir müssen noch zur Drogerie, deine Windeln sind alle!“

Er:“Tena Men heißen die! Kannst du vielleicht noch lauter reden?“

Sie:“Tena Men, Tena Men, Windel bleibt Windel und ich hab keine Lust immer deine voll gestrullten Schlüpfer zu waschen!“

Er:“Können wir jetzt zum Schlachter?“

Respekt vorm Alter? Das Alter hat auch nicht immer Respekt vor uns und wir nicht füreinander. Dafür bin ich, denn Respekt ist alterslos!

© Sunny Möller

Zeitgeschehen

Grauzonen

Unvermittelt packt er mich, legt mich übers Knie und dreht sich mit einer fließenden Bewegung so, dass mein Oberkörper auf dem Bett liegt, dann schwingt er sein rechtes Bein über meine Schenkel und drückt mich mit der linken Hand nach unten, so dass ich mich nicht bewegen kann. Ach du Scheiße!

„Leg beide Hände neben deinen Kopf“, befiehlt er. Ich gehorche. „Wieso tue ich das, Anastasia?“, fragt er. „Weil ich die Augen verdreht habe“, presse ich mühsam hervor. „Darf man so etwas tun, was meinst du?“ „Nein.“ „Wirst du es noch einmal tun?“ „Nein.“ „Künftig werde ich dich jedes Mal versohlen, wenn du es tust, verstanden?“

Im Zeitlupentempo zieht er mir die Jogginghose herunter. Wie entwürdigend! Es ist entwürdigend, Angst einflößend und wahnsinnig erotisch zugleich. Mir schlägt das Herz bis zum Hals. Ich bekomme kaum noch Luft. Ob es wehtun wird?

Er legt seine Handfläche auf mein nacktes Hinterteil, tätschelt und streichelt es zärtlich. Dann ist seine Hand plötzlich verschwunden… und er schlägt zu. Und wie! Au! Meine Augen quellen beinahe aus den Höhlen vor Schmerz.

(Shades of Grey-Geheimes Verlangen/ E.L. James)

 

Ach du Scheiße! Seit Wochen höre ich es von allen Seiten. „Hast du Shades of Grey gelesen? Das ist der Hammer! Das macht total süchtig! Noch viel besser als die Twilight Romane!“

An dieser Stelle hinkt allerdings der Vergleich, weil hier ein zahnloser Glitzerblutsauger mit einem Lord of Fuck verglichen wird. Immerhin war ich neugierig geworden. Als ich mit dem Buch an der Kasse stand, lächelte mich die Verkäuferin wissend an. „Der Hammer, sag ich Ihnen!“

Ich klappe den Hammer zu! Über achtzig Prozent der Leser dieses Buches sind Frauen. Weites gehend emanzipierte Frauen wie ich, wenn man den Umfragen trauen darf. Dieser Roman hat allerdings überhaupt nichts mit Selbstbestimmung zu tun. Und trotzdem, auch ich habe ihn verschlungen und mich bei der Überlegung ertappt, ob mir diese Popohauerei irgendwie gefallen würde.

Erst letzte Woche saß ich mit einigen Freundinnen zusammen und wir sprachen über die Attribute des wahren Traummannes. „Humor muss er haben!“ „Rücksichtsvoll sollte er sein!“ „Zärtlichkeit ist mir ganz wichtig!“ „Bloß nicht so einen Macho!“ Diese Freundinnen sind große Fans von „Shades of Grey“!

Hauptdarsteller Christian Grey hat ja auch alle erwünschten Eigenschaften! Er ist ein mega erfolgreicher Geschäftsmann mit den längsten Wimpern, dem perfektesten Körper, dem charmantesten Lächeln, dem vollkommensten Benehmen und dem größten Schwanz!

Wer jetzt allerdings auf eine Romanze a la Rosamunde Pilcher hofft, sollte bei der Textprobe schon eines Besseren belehrt worden sein. Mr. Grey schließt Verträge mit seiner Gespielin, zwischen Sub und Dom (Sklavin und Meister). Regeln werden aufgestellt, was SIE essen darf, wie lange SIE schlafen muss, welche Kleidung SIE tragen soll und wann SIE frisch gewachst, gefesselt und breitbeinig vor ihm liegen soll. Seine Pflichten bestehen nur darin, sie zärtlich zu erniedrigen und es ihr anschließend so richtig zu besorgen. Und Anastasia und alle Leserinnen betteln nach mehr!

Ich frage Euch, müssen wir unser Weltbild verrücken? Wären Ehen und Beziehungen glücklicher und befriedigender, wenn uns die Jungs ab und zu den Po versohlen würden? Wollen wir hin und wieder beherrscht werden, eintauchen in die verbotene Grauzone des Frauseins?

© Sunny Möller