Allgemein

Faszinierend

Interessant zu beobachten, was in der Geschäfts- und Arbeitswelt so los ist. Sind die ganzen Lieferschwierigkeiten tatsächlich auf die momentane Situation zurückzuführen? Der Supermarkt hat ein Schild am Eingang mit der Aufschrift: „Aufgrund er momentanen Corona-Situation bitten wir um Ihr Verständnis, dass die Öffnungszeiten um eine Stunde verkürzt werden.“ Mal so ganz nebenbei, der Markt war ab 21.00 Uhr ohnehin immer leergefegt, bis auf ein paar Leute, die Alkoholnachschub brauchten.

Und da war da noch meine Pafümerie, die den Bronzer meiner Wahl nicht mehr im Regal hatten. Eine, sich gerade im Spiegel auffrischende Ex-Avon-Mitarbeiterin: „Das tut mir leid, der ist bis auf weiteres nicht mehr lieferbar. Ist ja jetz alles so, wegen Corona.“ Sprachs und tupfte weiter mit ihrem Eyeliner herum. Zwei Tage später stand er dann plötzlich wieder da…

Als ich heute morgen bei meinem Tischler anrief, der vor zwei Wochen da gewesen ist, um mein kaputtes Fenster auszumessen mit den Worten:“Die Größen haben wir im Laden. Is ja ne Normgröße.“, bekomme ich die Antwort:“Tut uns leid, dass wir uns nicht gemeldet haben, aber die Lieferungen aus dem Ausland und dann muss das Fenster ja auch erst mal heile hier ankommen.“ Wie jetzt?

Infos oder Termine telefonisch zu managen war ja schon immer ein wenig schwierig, aber jetzt is ja keiner mehr da. „Unsere Hotline steht Ihnen von Montag bis Freitag von 10-11 Uhr kompetent zur Verfügung.“ Nach einer Stunde in der Warteschleife heißt es dann plötzlich:“Sie rufen außerhalb unserer Geschäftszeiten an. Nutzen Sie doch unser Online-Kontaktformular.“

HA HA AHHHH JA HA HA HA – KURZES, LEICHT IRRES LACHEN

Kann ja sein, das mit den Lieferschwierigkeiten, der globale Markt is im Eimer, wir werden alle sterben, der Untergang ist nah.

Die Frage, die sich mir stellt, kam das nicht für viele auch ziemlich gelegen, endlich raus zu können aus diesem „mehr, mehr, schneller, schneller“. Raus aus dieser immer menschenfeindlicheren Leistungsgesellschaft…?

Und als kleiner Tipp für die kommenden Generationen: Vergesst das Studium. Lernt Tischler, Maurer, Maler. Ich glaube, diese Berufe haben bessere Zukunftsperspektiven als der Marketing und Bankerfritze.

Ziemlich lang, musste raus, guten Morgen, guten Morgen und einen schönen Tag. ❤

(c) Sunny Möller

Allgemein

Solidarität in meiner Welt

Ich habe einen Termin. Beim Arzt. Ich betrete das Ärztehaus. Eine lange Menschenschlange vor mir zieht sich durch das vierstöckige Treppenhaus. Vor mir steht eine ältere Dame, mit Sauerstoffgerät und Rollator. Sie weint. Keiner schaut, keiner fragt.

„Kann ich Ihnen helfen?“

„Ich habe einen Termin. Der Fahrstuhl ist kaputt und ich komme nicht hoch.“

Sie lässt ihre Handtasche und einen großen Umschlag mit Arztberichten fallen. Sie zittert.

„Vielleicht schaffen wir es zusammen.“

„Zusammen?“

„Ja, wir beide!“

Ich klappe den Rollator zusammen, hebe ihre Sachen auf und reiche ihr meine Hand. 

„Ich bin nicht geimpft.“

„Ich auch nicht.“

„Ich schaffe immer nur 4 Stufen.“

Ich lächle sie an.

„Das ist mehr, als die meisten hier schaffen.“

Ich höre 4 Stockwerke die Geschichte einer wunderbaren Frau. In jeder Pause ein kleines Stück mehr. Wir brauchen eine halbe Stunde Lebenszeit.

Als wir da sind, deutet sie auf meine Maske. Ich nicke und nehme sie ab.

„Ich muss Sie ganz sehen. Das werde ich nie vergessen.“

Ich auch nicht. ❤

© Sunny Möller

Allgemein

Gentlemen sind alterslos

Ein Pärchen kommt vom Markt, beide jenseits der siebzig. Er ist bepackt bis unters Kinn. Blumen, Obst und Gemüse, unterm Arm eine Zeitung.

Sie: „Soll ich dir was abnehmen?“
Er: „Nein!“
Sie: „Komm schon, das ist doch viel zu schwer!“
Er: „Nein!“
Sie: „Alfred, ich helfe dir doch gerne!“

Er bleibt stehen. Stellt alle Einkäufe ab. Lächelt, streicht ihr übers Haar und küsst sie. Dann nimmt er alle Sachen auf eine Seite, greift mit der freien Hand die ihre. Sie gehen weiter.

Er: „Danke für deine Hilfe!“

Jetzt sagt sie nichts mehr, lächelt und lehnt ihren Kopf an seine Schulter.

© Sunny Möller

Allgemein

All the years again and again…

Merry Christmas and Frieden auf Erden! What a wish! Oftmals for the trash. There is no kind of Frieden in any Fußgängerzone all over the country. People with very aggressive Gesichtsausdrücke on their way to buy unlovely shit for their Liebsten. Das Fest of love. Verpackt at Douglas. Je teurer desto better. And they are running! For the best tree, the best Geschenk, the best Gans on her bioway to the Backofen. Stopfing the Vogel before stopfing yourself. Neujahr you have to jammering while standing on the Waage and starting with New Years Vorsätze the Brigitte Diät. Nothing to do with loving. It´s only hetzing, kaufing, fressing and Glühwein saufing with or ohne Schuss!

After the time of Vorbereiting the big day is da. The beginning of Besuching. First Eltern then Schwiegereltern, Oma, Opa, Onkel, Tanten. Grinsing, thanking, stressvermeiding. Nowadays it is noch more anstrengend because of Corona. Every ungewachstinated hat a blinking light on their Kopf which screams „Danger, danger, danger“. Believing is alles.

Frieden auf Erden, so starting schickmaching and Kirchgoing. So important, zu besinnen, nachzuthinken, what´s the Sinn of Christmas? Us is today the Heiland geboren. Modern Inszenierung in the Gotteshaus with Pampers and „Ey Aldaa, Josef! Krasses Kind, Aldaa! Yo Maria, was geht?“ Schpending, goodfühling.

On the Heimweg talking about Bescheidenheit, anfeinding the konsumgeile Gesellschaft. And a team work smiling with kuhäugige Blicke. „We only give us Kleinigkeiten.“

At the Geschenke auspacking comes the Wahrheit ans Licht. A Mount Everest of Geschenkpapier. Filled with Spielekonsolen, Designer-Fummling, Monster High mal drei. Real freuing or gespieltes freuing. „Das wäre doch nicht nötig gewesen!“ instead of „Ist das wirklich nötig gewesen?“

But you have to be nett. Problems at Festivitäten like Christmas with the Verwandschaft sitting you under an emotional Druck.

Christmas punch can handle it. But please have your limit any time for Augen. Otherwise it could be very stressig for everybody. Long overstaute problems came to Tage and then you can smell the Krieg in to the candle pregnant air. Often the schlecht erzogenen children makes the Startschuss. Talking about den little versauten Martin-Sören-Oliver, who wants to build his new Murmelbahn into Lisa-Maries Schlüpfer. Backholding Empöring about the misrating children. Totally drunk Tante Else: „That comes from the Alkohol problem of his Vater with verkrüppelte Spermien. Such themes are the beginning from the Ende.

Next Opfer is Onkel Heiner. He always wants to have it, never get it cause of his little Schwanz. That ist the Grund why his wife Tante Uschi (böse ones who think about Muschi) has an Affaire with the Hasenzüchter Teddy from the next Dorf. Rammeling statt Stummelding. More Punsch ausschenking makes it not better. Brülling, streiting, overcooking. Schimpfing with Oma Ulla because of kleckering Rotwein on the white Auslegeware. Glasholding difficults with Parkinson. Flüstering about the bedauernswerten Zustand. Only Opa Franz ist laching about all the fremde Leute. Sometimes Vergesslichkeit can be the holy shit.

Suddenly someone starts heuling about something and everybody wants trösting, forgetting all the other Mist. Happy that someone is noch schlechter dran. So you have the perfect ending of an unperfect starting, everybody wants to umarming and give a warm Verabschieding with „Frieden auf Erden“!

Happy Vorweihnachtszeit and I hope you could improve your Englischkenntnisse!

(c) Sunny Möller

Allgemein

Furchtbar saubere Geschichten I

„Es geht nicht aus!“

„Was geht nicht aus?“

„Na, du weißt schon. Ich habe es schon auf die Bettkante gehauen.“

„Dein Handy?“

„Nein, nicht mein Handy. Das, was wir uns zusammen gekauft haben.“

„Die schwarzen Stiefel?“

„Nein, nicht die schwarzen Stiefel, Charly. Ich meine dieses pinke Ding.“

Charly fängt an zu lachen. „Du meinst den Massagestab? Warum redest du denn die ganze Zeit so verschlüsselt drumrum. Jede emanzipierte Frau hat doch mittlerweile so einen kleinen Freund. Der meckert nicht, guckt kein Fußball und macht zuverlässig, was er soll, ohne dass du ihn ständig sagen musst, wie toll er ist.“

Sie musste wirklich keine Werbung machen, mittlerweile war ich von der Qualität dieser Anschaffung mehr als überzeugt.

„Aber jetzt ist er kaputt. Ich habe ein Bad mit ihm genommen, immerhin hieß es ja, er sei wasserfest.“

„Dusche, Süße, Dusche. Von zwei Stunden im heißen Wasser war keine Rede. Und was ist dann passiert?“

„Also, der hat die ganze Zeit gut mitgemacht, aber irgendwann hat der sich voll komisch bewegt. Als ob er einen Schlaganfall hat. Ich hab ihn dann erst mal zwei Tage in Ruhe gelassen.“

Charly fängt wieder an zu lachen.

„Man hat das Gefühl, du redest über ein wildes Tier, was du hinter Gitter sperren musstest.“

„Genauso war es auch! Als ich ihn gestern angemacht habe, ist er so schnell losgerattert als hätte er den Karnickel Modus Plus. Das war so laut, als würde ich mit einem Rasenmäher durch die Wohnung fahren.“

„Hättest ihn ja ausmachen können.“

„Habe ich ja versucht, aber der wurde immer schneller. Ich wollte ihn in der Mitte durchbrechen, aber das Teil ist so flexibel, da ging gar nichts. Ich habe ihn überall gegen geschlagen, damit endlich Ruhe ist. Nichts. Schließlich habe ich ihn in drei Handtücher gewickelt und in die Schublade gepackt, in der Hoffnung, dass die Batterie bald nachlässt.“

„Und?“

„Der hopst immer noch durch die Schublade!“

„Immerhin ne gute Qualität.“

„Bis auf das Gebrumme kann er aber nichts mehr. Von dem Bruchversuch und dem Rumgeschlage ist er voll schlapp geworden.“

„Na ja, kann keiner sagen, dass der Gebrauch eines solchen Spielzeugs realitätsfremd ist.“

In der Schublade wird es plötzlich still.

https://www.eis.de

© Sunny Möller

Allgemein

Furchtbar saubere Geschichten

Wir sind da angekommen, wo wir niemals glaubten zu landen. Der absoluten sexuellen Freiheit. Bin ich jetzt hetero, schwul, lesbisch oder vielleicht doch gleich bi. Die Auswahl steigt, die Entscheidungen werden schwieriger. aber wir sind alle unglaublich aufgeklärt und tolerant. Hemmschwellen waren gestern. Die geile Oma kann in Pornos genauso ihre Brüste rausholen wie das adipöse Vollweib. No limits ab sofort.

Und doch wird im näheren Umfeld selten darüber offen gesprochen. Die Offenheit beschränkt sich meistens auf den Regenbogen ums Profilbild in den sozialen Netzwerke. Sind wir nicht eigentlich noch genauso schamhaft wie vor 30 Jahren? Immerhin wurde so manche Tupperware-Party mittlerweile von einer Wäsche- oder Dildoparty abgelöst, bei der 40jährige Hausfrauen wieder ins Teenager-Gekicher zurückfallen.

Aber brauchen wir wirklich die absolute Offenheit und Freilegung unserer sexuellen Bedürfnisse? Wie öffentlich darf das sein? Will ich wirklich außerhalb der sexuellen Anonymität des Internets überhaupt etwas wissen und mich darüber austauschen? Oder ist es zumindest wichtig, es mit der besten Freundin zu bequatschen? Frauen tun so was. Ich glaube, Männer nicht. Oder vielleicht doch? Ich freue mich jedenfalls auf einige spannende Geschichten…

© Sunny Möller

Photo by ELEVATE on Pexels.com
Allgemein

Und wenn ich nichts mehr weiß…

Montagmorgen, ich sitze allein im Café und gönne mir die Zeit zu schreiben. Weg von allen Alltagsproblemen will ich Geschichten erfinden. Ideen für mein neues Buch, auf der Suche nach dem Thrill in meiner Geschichte. Neben mir sitzt ein Pärchen, nicht sehr alt, vielleicht Ende Fünfzig. Sie weint, er hält ihre Hand, schaut besorgt aber nicht unsicher.

„Und wenn ich alles vergesse?“

„Das war doch nur ein Verdacht, das war noch keine endgültige Diagnose, Schatz!“

„Aber wenn es so ist, wenn der nächste Arzt die gleiche Diagnose stellt? Du weißt, meine Mutter ist daran gestorben. Am Ende kannte sie niemanden mehr und zum Schluss wusste sie nicht einmal mehr wie man schluckt, konnte kaum noch laufen und war so böse. Sie war einfach nur noch böse.“

„Wenn es so ist, dann werden wir eine Lösung finden.“

„Was denn für eine Lösung? Ich werde nicht mehr wissen, wer du bist! Ich werde unsere Kinder nicht mehr erkennen, ich werde nicht mehr wissen, wie wir uns kennengelernt haben. Als du mir im strömenden Regen in Berlin ein Eis gekauft hast und auf den Becher deine Telefonnummer geschrieben hast. Ich werde mich nicht einmal mehr an die Eissorte erinnern, Klaus. Es war Pfirsich Melba! Ich werde es nicht mehr wissen. Alles wird von dieser Krankheit verschluckt werden, bis alles dunkel ist.“

Leise Tränen fließen.

„Und ich werde bei dir sein. Ich werde mich für uns beide erinnern. Jeden Tag! Und ich werde dir jeden Tag erzählen, wie wir uns kennengelernt haben und ich werde dir Eis mitbringen. Pfirsich Melba, jeden Tag. Und du wirst uns schmecken, jeden Tag. Meine Erinnerungen werden deine werden, jeden Tag.“

Er streichelt ihr Gesicht.

„Und wenn ich dich wirklich nicht mehr erkenne? Wenn du ein Fremder für mich wirst?“

Ich spüre ihn schlucken. Er schaut sie an.

„Dann wirst du glauben, du triffst jeden Tag einen neuen Mann und wir lernen uns jeden Tag neu kennen!“

Sie hat aufgehört zu weinen.

„Weißt du, wie sehr ich dich liebe?“

„Jeden Tag eine neue Verabredung, Schatz! Für immer und ewig!“

Sie küssen sich. Jetzt muss ich die Tränen zurückhalten. Das Leben schreibt die besten Geschichten.

© Sunny Möller

Allgemein

Was ist das für ein Gefühl?

Lyrik, Dramen, Lieder, Filme, eigenes Empfinden. Ich war auf der Suche nach Liebe. Ich wollte sie fassen, sie benennen, ihr eine Form geben, um sie zu verstehen. Mir gelingt das mit Angst, mit Wut, mit Hass und Traurigkeit. Die Liebe hat es schwer mit mir und ich mit ihr.

Sie sträubt sich, zeigt mir immer neue Gesichter, wandelt sich vom schönsten Schein zur Angst einflößenden Fratze. Sie will nicht, dass ich sie ertappe, in einer ihrer Metamorphosen. Sie versteckt sich, kommt und geht, wann sie will.

Hält mir die Augen zu, nimmt meine Hand, führt mich über Schluchten, um mich in die Tiefe zu stürzen. Sie schubst nicht, doch fangen tut sie auch nicht. Sie lässt nicht mit sich reden, jede Verhandlung ohne Erfolg. Sie zeigt sich ohne angemessenes Zeitgefühl. Ich finde keinen Namen für die Amazone der Gefühle.

Bringt neue Begleiter mit auf ihren Weg. Leidenschaft, Verlangen, Hingabe und die schlimmste ihrer Verwandten, die Bedingungslosigkeit. Kommen sie zusammen, ergibst du dich hilflos. Freier Wille? Vielleicht! Bis wann? Unbeantwortet.

© Sunny Möller

Allgemein

Ich werde nicht älter…

…das Licht wird schlechter.

Ich weiß gar nicht genau, wann das angefangen hat. Wann ich das erste Mal über das Älterwerden nachgedacht habe. Ist noch gar nicht so lange her. Ich glaube, es war auf einer dieser Ü-30 Partys, bei denen man ab 30 keinen Eintritt mehr bezahlen muss. Hat ja irgendwie was Bedürftiges. Auf jeden Fall, hatte ich schon meinen Ausweis gezückt, weil ich jedes Mal auf diesen Partys hörte: „Süße, 30 bist du doch noch nicht. Ausweis bitte!“

Ich wollte dem Kassierer schon mein Altersdokument entgegenstrecken, da winkte er mich einfach durch. Er winkte mich einfach durch. Es war wie bei der Warenkontrolle am Fließband, ich kam nicht in die gute Kiste der Qualitätsprodukte. Ich fiel in den Sack für die 1-Euro-Märkte. Irgendwie war der Partygenuss für diesen Abend etwas getrübt.

Zwei Tage später war es dann soweit. Meine Nivea-Creme wurde durch ein „Q10-Hyaluronsäure-Mission-bügelglatt-Produkt“ ersetzt. Es wurde ab sofort nicht mehr gecremt, es wurde eingeklopft.

Gestern hatte ich dann noch einen Termin beim Hautarzt. Ich gehe ja überhaupt nicht gerne zum Arzt…. Aber wie das so ist, mit dem Älterwerden. Die Einschläge kommen schneller. Es sollte nur eine Vorsorgeuntersuchung werden. So etwas wie mich nennt man überproportional pigmentiert. Muttermale und Sommersprossen geben sich die Klinke in die Hand, um auf meinem Körper ein lustiges Rätselbild zu entwerfen. Frau Doktor kam mit Lupe. Ich hatte viele Fragen.

„Das Muttermal an meinem Hals stört mich ein wenig. Kann man das wegmachen lassen?“

Ein vergrößertes Auge schmunzelt mich an.

„Das ist kein Muttermal! Das ist ein Altersfleck!“

„WAAAAASSSSS?“

„Keine Angst, das haben auch schon ganz junge Frauen!“

Sie wollte mich nur trösten.

„Also, das sieht alles gut aus. Kann ich sonst noch was für Sie tun?“

„Was kostet es eigentlich, wenn Sie mir Hyaluronsäure spritzen?“

Sie zog die Riesenlupe erneut an ihr Auge. Sie kam näher. Sie machte hmm, hmm, hmmm…und pffffff…….und ja, ja. Sag jetzt schnell was, Frau Doktor, sonst buche ich ein komplettes Facelifting und lass mir die Haut hinter die Ohren ziehen.

„Also Sie haben ja noch ein sehr junges Hautbild für Ihr Alter! Wir sprechen hier von einer beginnenden Faltenbildung. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, mit der Behandlung anzufangen. Haben sich erst Faltennarben gebildet, wird es schwer, ein junges Aussehen wieder herzustellen.“

„Wieviel?“

„Also für die Nasolabialfalten und die Glabellafalten brauche ich zirka zwei Ampullen. Da liegen wir ungefähr bei 600 Euro! Nach der dritten Anwendung kommen die Falten nicht mehr wieder!“

Das würde also bedeuten, ich sehe mit 80 noch aus wie Mitte 30, zumindest solange ich angezogen war und nur mein Gesicht aus der Kleidung guckte.

Ich verließ die Praxis mit einem Prospekt und einem neuen Termin. Ich nannte es Projekt „Bügelfalte“!

Als ich mittags meine 11jährige Tochter von der Schule abholte, fiel sie in meine Arme und sagte:

„Mami, du bist ja echt noch ein heißer Feger! Du siehst aus wie 18!“

Fast hatte ich vergessen, wie unwichtig als Kind die Zeit, das Alter waren.

Zuhause stellte ich mich vor den Spiegel. Ich schaute mich an. Du hast viel erlebt, das sieht man. Hinter der Erfahrung, das junge, naive Mädchen, erkennt man. Ich lächelte mich an! „Du siehst so jung aus, Sunny!“

…gut, ich hatte vergessen, das Licht anzumachen, aber wer wird denn so kleinlich sein?

© Sunny Möller