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Die Geschwindigkeit des Nichtstuns

Ich könnte eine Runde durch den Wald laufen, wollte ich nicht schon seit zwei Wochen meine Nägel lackieren, einkaufen wäre auch ganz gut, hab gar keine Milch mehr, für meinen Kaffee, ganz wichtig, ähh Kaffee ist auch leer, Fahrradtour klingt doch auch gut, gleich wenn ich das Bad geputzt hab, ich wollte doch noch zur Post, warum eigentlich, wenn ich jetzt Musik anmache, kommt bestimmt Schwung in die Sache, welche Sache, ich hab noch so viel Sachen zu erledigen, Sachen waschen, ich hasse Sachen waschen, nach der Wäsche ist vor der Wäsche, was essen, was denn, kochen, warum denn, Pizza bestellen, immer nur Pizza, Mittagsschlaf klingt gut, Sonne scheint gerade, beweg dich, Wetterradar zeigt Regen, gleich irgendwann, ich kann doch nicht immer nichts tun, dann kommt am Ende nichts raus, was soll schon rauskommen, aktive Faulheit kann ich nicht leiden, geplanter Aktionismus widert mich an, ich liebe doch eine lange Weile, verweilt sie zu lang, kotzt sie mich an, was will ich denn nur, undankbare Trägheit im Schatten, was ist nur los, die andern sehen fleißiges Summen, in meinem Kopf tobt gähnende Leere, geht denn noch weniger als das, bin ich der Aktivist unter den aktionslosen, ich hoffe nicht.

© Sunny Möller

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Von Ängsten und Socken

Ich bin schön, intelligent, kreativ und unglaublich selbstbewusst. Ich habe zwei phantastische Kinder und nach dem Scheitern meiner Ehe einen Weg zur Selbstständigkeit gefunden, der mich überglücklich macht. Ist das so?

Definitiv!

Bin ich dankbar?

Selbstverständlich!

Habe ich Angst?

Ständig.

Ich habe lange überlegt, ob ich darüber schreiben kann, ob ich das in die Welt hinausposaunen will. Ich glaube, dass es viele von mir da draußen gibt, die zwei Welten in sich vereinen. Jedenfalls möchte ich das glauben, wenn ich die ganzen schönen, intelligenten, kreativen und unglaublich selbstbewussten Menschen da draußen sehe. In der einen Welt begleitet mich die Angst. Angst unvollkommen zu sein, zu dumm, zu langsam, zu wenig erfolgreich, zu krank um gesund zu sein und zu arm, um reich zu sein. Dauernd trampeln diese Selbstzweifel und Ängste auf mir herum und ich weiß nicht einmal warum. Und in dieser Angst bin ich nicht konsequent. Ich bin gefangen in mir selbst.

Nehmen wir an, die Angst ist die Kälte und ich sitze nackt in ihr. Etwas anzuziehen wäre jetzt eine vernünftige Lösung, oder, um sich den Ängsten ganz zu ergeben, nackt zu bleiben und zu erfrieren. Beide Vorgehensweisen bedeuten eine Entscheidung, eine Konsequenz. Doch ich wähle keine von ihnen. Ich ziehe mir eine Socke an. Damit wird mir zwar nicht warm, aber zumindest erfriere ich nicht sofort.

Wenn ich dann doch glaube, es zu schaffen, bin ich schon auf dem Weg in den Wald, habe Angst vor der Dunkelheit und beschwere mich über den fehlenden Lichtschalter.

Ich trage also Ängste vor mir her, bei denen ich nicht bereit bin, sie zu überwinden. Es zieht sich wie Kaugummi durch mein Leben und bleibt an jeder neuen Angst kleben, um sie mit ins Boot zu holen. Warum ist das so?

Lösungen, so gut sie auch durchdacht und logisch erscheinen, bediene ich mit einem: „Du hast Recht, aber…“ Brauche ich diese Ängste, um mich am Leben zu fühlen? Hat die Vergangenheit so viel hinterlassen, dass ich mich aus der Angst heraus nicht neu erfinden kann? Ist meine Angst vorm Scheitern größer als die Angst selbst?

Ich hoffe, es wird wärmer. Ich will die Socke endlich ausziehen.

© Sunny Möller

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Jambalaya – wenn man Namen kochen muss

Was kann ich tun für ein gutes Gefühl? Wie kann ich mir ein Stückchen glückliche Normalität zurückholen? Normal ist heute besonders. Für mich ist das ein Samstagmorgen auf dem Wochenmarkt. Ich habe irgendwann aufgehört, mein Obst und Gemüse im Supermarkt zu kaufen. Mein Luxus ist weder eine Villa, noch ein teures Auto, mein Luxus ist, gute Dinge essen zu können.

Kommen wir zum guten Gefühl. Was macht mich glücklich? Woraus ziehe ich Kraft und positive Energie? Die Schönheit der Worte und kochen. Als ich auf dem Markt bin, bei dem Gewürzmann meiner Wahl, nehme ich manchmal Geürze mit, die ich weder kenne noch weiß, wofür ich sie verwenden werde. heute fällt meine Entscheidung für Cajun. Was das ist? Keine Ahnung! Was man damit macht? Tja, finden wir es heraus.

Die Cajun-Küche

Die Cajun-Küche ist die Küche der Nachfahren von französischstämmigen Siedlern im US-Bundesstaat Louisiana, den Cajuns ([ˈkeid.ʒəns̩] . Es handelt sich hierbei um eine eher einfache und rustikale Küche aus lokal verfügbaren Zutaten. Eng verwandt mit der Cajun-Küche ist die kreolische Küche Louisianas, die einem etwas gehobeneren Kochstil entspricht, der sich in den Städten mit Schwerpunkt in New Orleans entwickelte. 

Heute haben sich die Küchentraditionen in Louisiana stark miteinander vermischt, aber ursprünglich gab es die Cajun-Küche nur im Cajun Country, die kreolische Küche in New Orleans und im Norden Louisianas die traditionelle Südstaatenküche.

Wirklich traditionelle Gerichte sind Jambalaya und GumboFlusskrebse wurden erst nach dem Breaux Bridge Crawfish Festival im Jahr 1959 zu einer typischen Zutat der Cajun-Küche, vorher dienten sie allenfalls als Fastenspeise.[1]

Jambalaya also. Ich wusste noch nicht einmal, was in dieses Gericht für Zutaten kommen sollten, aber ich wollte diesen Namen unbedingt kochen. Auf der Suche nach einem Rezept ist mir die kulinarische Seite von Simone ins Auge gefallen. Wunderbare Rezepte mit ebenso interessanten Geschichten dazu. Und dann ging es auch schon los. Jambalayad ihr mit mir? Hier geht es zum Rezept:

https://www.s-kueche.com/2014/02/jambalaya/

Beim Kochen hat es mich ein bisschen an Paella erinnert, bei der Fleisch auch mit Meeresfrüchten kombiniert werden kann. Auch der Geschmack ist ein wenig vergleichbar. Der Name dieser Südstaaten-Delikatesse hat es für mich allerdings ganz besonders gemacht. Unbedingt ausprobieren. Für Veganer und Vegatarier hat Simone auch tolle Alternativen. ❤

Kleiner Tipp: Am zweiten Tag aufgewärmt schmeckt es fast noch besser.

Und zum Schluss noch die passende Musik:

https://www.youtube.com/watch?v=NzjywHFaTOM

© Sunny Möller

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Gartenglück und umgekippte Cola

„Die Kinder hängen viel zu viel vor den Medien! Die müssen unbedingt an die frische Luft! Die brauchen eine Aufgabe! Sie müssen Erfahrungen machen, wie Dinge entstehen und vor allem wo sie herkommen!“

Charly fuchtelte übermütig mit ihren Armen hin und her. Die Wangen leicht rosig und aus ihren Augen blitzte Feuereifer. Sie hatte offensichtlich ein neues Projekt. Es schien sich allerdings diesmal nicht um einen Mann zu handeln. Zumindest nicht offensichtlich. Den letzten hatte sie zum Glück souverän abserviert. Wieder einer von dieser Sorte, die unbedingt ein Überraschungsei an der Kasse haben wollen. Wenn sie es ausgepackt haben, stopfen sie sich die Schokolade in den Mund und wenn sich herausstellt, dass sich im Inneren keine Spielfigur befindet, sondern ein Teil, was man zusammenbauen muss, dann landet das Ding im Müll.

`Du Charly, du bist so eine schöne Frau, bla, bla, bla, hätte ich dich doch schon viel früher kennengelernt, bla, bla, bla, ich könnte mir schon etwas Ernstes vorstellen, bla, bla, bla, ich bin einfach noch nicht so weit, ich muss erst einmal meine alte Beziehung verdauen, bla bla, bla….´*

*Übersetzung ins Ehrliche: `Sex?, bla, bla, bla, hätte ich dich doch kennengelernt, bevor du zwei Blagen hattest, bla, bla, bla, das sag ich jetzt, weil du bei schöne Frau noch nicht vögeln wolltest, bla, bla, bla, ich werde nie soweit sein, Sex?´

Charly reißt mich aus meinen Gedanken.

„Oh mann, das wird einfach supi!“

„Ich kann dir immer noch nicht folgen. Willst du unsere Kinder aufklären? Woher die Babys Kommen, wissen beide schon und ich glaube nicht, dass es die Sache, dass ihre Eltern Sex hatten, an der frischen Luft besser machen würde. Und was die Medien betrifft, Sexkanäle sind bei uns gesperrt.“

„Ach Quatsch, wie kommst du denn darauf? Wir mieten uns einen Schrebergarten!“

„Einen was?“

„Einen Schrebergarten. Das wird total toll! Wir bauen unser eigenes Gemüse an, hängen eine Hängematte auf und machen Gartenpartys. Und du kannst hier alleine sein und schreiben, schreiben, schreiben!“

Ich dachte an mein letztes Hängemattenerlebnis. Ich habe gefühlt drei Stunden gebraucht bis ich endlich in diesem Ding drin gelegen habe und hatte mich kokonmäßig darin verheddert und eingerollt, dass ich anschließend mit einer rasanten Umdrehung rausgeflogen bin. Allerdings sah ich hinterher nicht aus wie ein wunderschöner Schmetterling sondern eher wie eine besoffene Hummel.

„Ich habe auch schon genau den richtigen Garten für uns gefunden. Mit Hütte und allem Gedöns, was man so braucht.“

„Meinst du, wir schaffen das?“

„Aber sichi!“

„Und wann fangen wir an?“

„Jetzt!“

„Supi!“

Zusatz:

Literarischer Gedanke: `Charly und ich sitzen in weißen Kleidern und Blumen im Haar in unserem herrschaftlichen Garten unterm Kirschbaum und trinken Tee (mit Rum), die Kinder ernten gerade Kirschen und Pfirsiche und mein Liebster hackt Holz mit freiem Oberkörper und sonnengebräunter Haut. Er streicht sich das Haar aus dem Gesicht und hält sich eine eiskalte CocaCola an die heiße Brust…´

Realistischer Gedanke: `Charly und ich versuchen die Vögel von den letzten verbleibenden Kirschen am Baum wegzujagen. Unsere Kleider sind in den Brombeerbüschen hängen geblieben und sehen aus wie nach einem Massaker. Wir trinken Rum (mit Tee) und sehen mehr Bäume als da waren. Die Kinder haben sich Schwerter gebastelt und arbeiten hart daran die Zellen der Wühlmäuse auszuheben. Und was den Liebsten angeht, der versucht gerade 12 Zecken aus dem sonnengebräunten Körper zu entfernen. Die eiskalte Cola ist umgekippt und lockt einen Schwarm Wespen an…´

P.S: Tipps für Haus sind dringend erwünscht.

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© Sunny Möller

Allgemein, Alltagstauglich, Stimmungslage, Wortkunst

losgehen

gedankenlos, schwerelos, gehst du zügellos und folgst im nichts dem ich,

fliehst vor dem freudlos, bewegst dich hemmungslos im jetzt,

es zu finden, angstlos, schonungslos und ahnungslos,

das selbstgewählte los zum glück.

zum glück.

© Sunny Möller