Allgemein

Zwischenstand

Die ewige Jugend, der heilige Gral, kaum jemand der sich nicht schon einmal überlegt hätte, wie man das Altern noch ein bisschen weiter weg schieben kann.

Geht mir ähnlich. „Du siehst so gut aus! 50? Nie im Leben! Hammer! Wenn ich in deinem Alter noch so aussehe! Unglaublich.“

Geht runter wie Öl. Könnt ich jeden Tag hören. Bin ja so froh, dass sie mich morgens nicht aus dem Bett kriechen sehen oder wie ich abends wieder reinkrieche. 

Was du in der Jugend verpasst hast, schmerzt im Alter. Hat meine Oma mal gesagt. Sie hat nicht gesagt, was ich nicht verpassen soll. Also Party, wilde Sachen, Abenteuer kann sie nicht gemeint haben.

Was mach ich jetzt mit meinem angefangenem Leben? Was kommt da noch in der zweiten Hälfte? Fange ich an in Würde zu altern? Was heißt das? Genieße ich würdevoll meinen faltig werdenden Hintern? Benutze ich würdevoll eine Lupe, um das Kleingedruckte auf den Verpackungen lesen zu können und ignoriere ich würdevoll jedes verschleißvolle Knacken in meinem Körper? 

NIEMALS!

Egal wie alt ich werde, ich bleibe die, die ich bin. Ehrlich und peinlich, egal für was oder wen. Frech geradeaus, wem es passt oder nicht. Unterscheide in gut und in böse, nicht in schwarz oder weiß. Kann mich verbiegen wie ne geschmeidige Brezel, hin und wieder, falls ich es will. Hast du ´nen Knall, willkommen bei mir. 

Auf geht´s, rauf auf den Stern, werft eure Angel tief in das Leben, holt euch Mut, Liebe und Lust. Geht mit mir ein Stück weiter, in der Reimmaschine folgt auf Lust nur noch Kevin und Frust. Egal!

Immer weiter und weiter. Lass jucken Fuzzi! Krach, bumm und peng!

© Sunny Möller

Allgemein

Leben leben

Ist es dunkel oder schnell,

langsam oder hell,

was mach ich nur,

steh ich hier gegangen bin,

Sinn sinnlos abgeschaltet,

in den Töpfen kocht das Eis,

Reis könnte man auch mal wieder essen,

fall nicht drüber über den zerrissnen Sack,

denken ist im Angebot, Tod nicht akzeptiert,

langsam wird es interessant,

Leben leben? Zu riskant.

© Sunny Möller

Alltagstauglich, Autorenquatsch

Die Geschichte einer Hose

Wer meine Geschichte „2000-sie passt einfach perfekt zu dir“ gelesen hat, fragt sich jetzt vielleicht ob ich auf Frauen stehe. Nicht direkt. Ich stehe auf eine Jeans. Sie heißt wirklich Leola und ist von der Marke Lee. Warum ich über sie schreibe? Sie begleitet mich mittlerweile schon sehr lange und hat mehr Dinge mit mir erlebt, als so mancher Freund. Ich weiß, sie kann weder trösten, noch in den Arm nehmen oder mich bei Erfolgen abfeiern. Es ist nur ein totes Stück Stoff, was eigentlich nichts kann.

Und doch ist sie mir wichtig geworden über all die Jahre. Sie ist mit mir älter geworden, was man sowohl ihr als auch mir ansieht. Jeder Riss und jede Macke hat ihre Geschichte und das ist wie ein Tagebucheintrag der Erinnerung. Und sie scheint einfach nicht völlig kaputt zu gehen, genau wie ich. Egal was für emotionale Täler ich in den Jahren durchschritten habe, Trennungen, Abschiede, aber auch Stolz, Liebe, Glück und endlose Freude, diese Jeans war da.

Sie saß mit mir am Strand auf Kreta, sie war mit mir im Spielkasino in Las Vegas, wo ich glaubte mit ein paar Runden Black Jack zur Millionärin zu werden und ich am Ende nur noch 5 Dollar in eine ihrer Taschen hatte. Ich trug sie während der Schwangerschaft mit Luke und Emma und entwickelte kreative Verschluss- und Erweiterungstechniken mit Gummis und Bauchtüchern, sodass sie fast noch bis zur Geburt irgendwie passte.

Als vor ein paar Jahren plötzlich diese used Jeans in Mode kamen und Risse in neuen Jeans en vogue, konnte ich nur darüber lachen. Das waren nicht die Risse einer ehrlichen Hose. Das waren künstlich hergestellte Löcher ohne Geschichte. Und trotzdem musste sie sich dieser Beurteilung stellen, nur ein weiteres Produkt aus diesem Modezirkus zu sein. Wäre sie nicht nur ein Stück Stoff und hätte ein Bewusstsein, sie hätte wahrscheinlich eine Schlägerei angezettelt. Sie hätte von ihren Erfahrungen erzählt, ihren Partys und Reisen und sämtlichen Kunstrisshosen wären sie Nähte zugegangen.

Für die einen ist es nur eine Hose, für mich sind es viele Geschichten. Vielleicht erzählt sie mir welche davon…;)

© Sunny Möller

Wortkunst

Augen auf

Mach die Augen zu,
was du nicht siehst,
ist auch nicht da,

Mach die Augen zu,
in diesen Raum
kommt niemand rein,

Mach die Augen zu,
keiner sieht dich,
nur noch du.

Mach die Augen zu,
Wand, voll drauf.

Mach die Augen auf.

© Sunny Möller

Nicht vergessen! Wer mehr von meiner Poesie genießen möchte, der muss unbedingt den „Sternenläufer und das Mädchen“ lesen.

https://www.amazon.de/Sternenläufer-das-Mädchen-Poesie-Gesammelte/dp/1705420311/ref=sr_1_1?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&keywords=der+sternenläufer+und+das+mädchen&qid=1576655243&sr=8-1

Wortkunst

Des Lebens Linien

Im Abseits vieler tausend Welten
ziehen Zeiten mühelos vorbei.
Linien sieht man allzu selten
im herkömmlichen Nichts ein Einerlei.

Doch bricht sie dann ein starker Wille,
wie ein Strahl der Sonne hellstem Licht,
hört man Schreie in der lauten Stille,
vor den blinden Augen klare Sicht.

Linien mögen sie gebrochen sein,
bilden stark ein neues Band,
mit so vielen ersten Bildern, klar und rein.
Im neuen Leben, ungebrochen, nur in deiner Hand.

© Sunny Möller

Allgemein, Wortkunst

Ihr Blick

Ihr Blick ist vom Geschehen dieses Lebens
so grau geworden, jenseits heller Töne,
einst angetrieben, in der Gier des Strebens,
sind nur geblieben der Wahrheit bittre Löhne.

Irgendwann da stand sie stark in jeder Mitte,
kein Zweifel im Glauben an das Glück,
nun schluckt der Argwohn jede Bitte,
ungesagt ins Herz zurück.

Wenn ihr jetzt denkt, das war das Ende,
sie versinkt bloß stumm in ungelebter Pflicht.
Seht nur, plötzlich hebt sie ihre Hände
und berührt mit liebenswerter Geste eure Sicht.

(c) Sunny Möller

Allgemein, Alltagstauglich

Ein sportliches Koma

Ich muss dringend an meiner Kondition arbeiten. Also halb acht am Sonntag aufstehen und Joggen im Wald. Ich habe erst mal bis acht meine Füße in Sportschuhen fotografiert und bin dann endlich los. Nach einem Kilometer hatte ich Schnappatmung, aber ich habe doch tatsächlich noch weitere 2 geschafft. Am Ziel merkte ich, dass mir unterwegs der Schlüssel aus meinem nicht lauftauglichen Outfit gefallen war und ich musste die Strecke nochmal laufen!!! Schlüssel gefunden, Patient im Koma! Ich liebe mein chaotisches Leben, ist doch irgendwie speziell!!!

Einen wunderbaren Sonntag euch allen da draußen!

Alltagstauglich

3 Tage – 3 Leben

Ich habe zwei Kinder. Das Wunderbarste und Nerven aufreibendste, was das Universum zu bieten hat. Keine Mutter, kein Vater, der das nicht nachempfinden kann.

Neben all dem Alltäglichen passieren Dinge, auf die wir nicht vorbereitet sind. Keiner hat uns gebrieft, geschult oder aufgeklärt, was dann zu tun ist. Kinder wollen selbstständig sein, wollen helfen. Dinge tun wie die Großen.

Ein gellender Schrei erschüttert die Wohnung. Mein Blut gefriert. Das ist kein normaler Schrei, kein „aua“ im herkömmlichen Sinn.

Mein Sohn liegt am Boden, reißt sich die Socke vom Fuß und seine Haut gleich mit. Er wollte mir helfen. Er wimmert.

„Mami, du hast doch Rückenschmerzen! Ich wollte etwas für dich tun!“

Kochendes Wasser, überall, mein Kind mittendrin. Krankenhaus, sofort. Narkose. Letzter Blick, Schmerz verzerrt, 10 Jahre, aber doch immer mein Baby. Eine Stunde später. Kinderstation. Mein Kind wird wach. „Wo bin ich, ist mein Bein weg?“ Schläft wieder ein.

Ich werde ruhiger. Alles wird gut. Nichts Schlimmes wird bleiben.

Auf seinem Zimmer liegt noch ein Junge, 13 Jahre. Er spricht nicht, lächelt traurig. Wird untersucht. Eine große Narbe, lange verheilt. Ängstlicher Blick. Jemand kommt. Sein Vater? Nein, sein Onkel. Er hat ihn geholt. Aus Syrien. Knochenkrebs. Keiner kann helfen, in seinem Land. Jetzt ist er hier, ohne Sprache, ohne Eltern, aber mit Hoffnung, auf ein Leben, gesund. Sein Onkel lächelt. „Wir schaffen das, als Familie. Alle für einen. Immer, bis zum Schluss.“

Ich werde traurig. Wird alles gut? Wird nichts Schlimmes bleiben?

Der nächste Tag, neues Zimmer, anderes Kind. Kind? Ein junger Mann eher. 17. Fragender Blick. Wache Augen, nicht dumm. Verzweifelt. Wohin? Eine Nacht mit dem Käptn, Herrn Jägermeister und einem Appel. Weggeschossen, alles, für den Moment. Kommt alles wieder, mit der Mutter ins Zimmer. Beschämter Blick. Warum? Darum! Kein Gespräch! Nur Wut! Keine Hoffnung. Ich muss fragen. „Was willst du machen, mit deinem Leben?“

„Kochen! Ich wär gerne Koch! Wenn du siehst, das fertige Essen, das ist dann wie Kunst!“

Ich werde nachdenklich. Wird alles gut? Kann ich nicht sagen.

Überall Leben! Schaut hin!

© Sunny Möller